Hundeschule für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung

Schlagwort: Positive Verstärker

Wie erkenne ich eine gute Hundeschule?

So erkennst und findest du eine gute Hundeschule in deiner Nähe

Die Anzahl der Hundeschulen in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Da die Begriffe Hundetrainer*in, Hundeverhaltensberater*in o.Ä. nicht geschützt sind, kann sich theoretisch jeder so nennen. Es gibt keine verpflichtende Ausbildung die absolviert werden muss um eine Hundeschule zu eröffnen. Man benötigt lediglich eine Genehmigung vom örtlichen Veterinäramt. Darum sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Hundeschulen oft riesig und Hundehalter*innen müssen genau hinschauen um eine gute Hundeschule zu finden. Aber wie erkenne ich eine gute Hundeschule? Welche Kriterien sollte eine gute Hundeschule erfüllen? Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Zahlen, Daten & Fakten

Laut dem Industrieverband Heimtierbedarf e.V. lebten 2022 in Deutschland rund 10,6 Millionen Hunde und wahrscheinlich ist die Zahl im letzten Jahr nochmal gestiegen. Genauso wie die Zahl der Hundeschulen. 2006 veröffentlichte die Universität Göttingen eine Ökonomische Gesamtbetrachtung der Hundehaltung in Deutschland, in der 765 Hundeschulen ermittelt wurden. Aktuelle Listen aus Branchenbüchern zählen mehr als 3300 Hundeschulen in Deutschland. Da kann man schon Mal den Überblick verlieren. Seit 2014 benötigt man zwar eine Erlaubnis vom örtlichen Veterinäramt um eine Hundeschule zu betreiben, diese sagt jedoch nichts über die tatsächliche Qualifikation der Hundetrainer*innen aus.

Quellen:
https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/acc4738b75a72a7c8fc9fbd5f9a59f78.pdf/Abschlussbericht%2520freigegeben.pdf
https://listflix.de/dienstleistung/bildungseinrichtungen/hundeschulen/

Was bringt mir eine gute Hundeschule?

Eine gute Hundeschule hilft dir dabei das Verhalten deines Hundes richtig einzuordnen und zu verstehen. Grundlagen zum Lernverhalten und zur Körpersprache von Hunden sollten in jeder guten Hundeschule vermittelt werden. Hundeschulen sind natürlich mit einer der ersten Anlaufstellen, wenn es um Problemverhalten geht aber auch, wenn du keine Probleme mit deinem Hund hast, ist der Besuch einer Hundeschule durchaus sinnvoll. Hier lernst du, wie du deinen Hund entsprechend seines Charakters und Alters beschäftigen kannst oder welche gemeinsamen Aktivitäten ihr unternehmen könnt, damit im Alltag keine Langeweile aufkommt. Mittlerweile gibt es eigentlich für jede Altersgruppe passende Angebote. Darüber hinaus sollte eine Hundeschule dich natürlich über die geltenden gesetzlichen Bestimmungen zum Thema Hundehaltung informieren können. Hierzu zählen zum Beispiel eine im Bundesland einheitliche Leinenpflicht, die im Bundesland geltenden Bestimmungen zur Kennzeichnungspflicht von Hunden oder die Notwendigkeit eines Sachkundenachweises.

So findest du eine gute Hundeschule

Und wie erkenne ich eine gute Hundeschule? Diese Frage wollen wir jetzt endlich beantworten. In Zeiten von Social Media und Co. ist das Internet aufjedenfall eine gute erste Anlaufstelle um nach einer passenden Hundeschule zu suchen. Schaue dir die Webseite, die Social-Media-Kanäle und auch die Bewertungen in verschiedenen Portalen an. In vielen Fällen findest du auf der Webseite auch Informationen über die Qualifikationen der Trainer*innen. Vorsicht vor Formulierungen wie „20 Jahre Erfahrung im Hundetraining“. Diese oder ähnliche Formulierungen sagen nichts über die fachliche Kompetenz der Menschen aus. Natürlich muss das nicht direkt ein Ausschlusskriterium sein, wenn du keine anderen Informationen zu Aus- und Weiterbildung findest, frag am besten nach.

Über die Webseite & Co. bekommst du in den meisten Fällen auch schon Informationen über die Arbeitsweise der Trainer*innen. Wenn du keine konkreten oder nur schwammige Aussagen wie „wir arbeiten nach modernsten Methoden“ findest, frag gezielt nach. Dabei kannst du zum Beispiel fragen, was passiert, wenn mein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt? Oder, wie wird unerwünschtes Verhalten unterbrochen? Hundeschulen, die wirklich nach aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft arbeiten werden die Ursache für das Verhalten verändern und nicht einfach das Verhalten des Hundes durch aversive Maßnahmen hemmen.

Der erste Eindruck passt? Dann schaue dir die Stunden vor Ort an. In Hundeschulen, die Präsenzunterricht anbieten sollte es kein Problem sein, einzelne Stunden ohne Hund anzuschauen. Wenn du z.B. auf der Suche nach einem Grunderziehungskurs bist, frag einfach nach, ob du dir eine Stunde von einem laufenden Kurs anschauen kannst. Während der Stunde kannst du nochmal die Ausbildungsmethoden genau unter die Lupe nehmen. Wie werden die Hunde für gutes Verhalten belohnt? Wird mit Klicker oder Markerwort gearbeitet? Machen die Hunde einen entspannten Eindruck? Haben sie Spaß an der Arbeit mit ihren Menschen?

Wenn über Zwang, mit aversiven Maßnahmen wie Erschrecken, in die Seite kneifen oder körperliches Abblocken, gearbeitet wird oder Begriffe wie Rudelführer oder Alphatier fallen, kannst du dir sicher sein, hier wird nicht nach neusten Erkenntnissen der Wissenschaft gearbeitet.

Individuell und Ganzheitlich

Individuelle und ganzheitliche Lösungsansätze sind gerade bei „Problemverhalten“ besonders wichtig. Gute Hundetrainer*innen beziehen andere Fachleute mit ein und stellen sicher, dass die Hunde körperlich gesund sind und die Trainingsausrüstung passend ist. Zughalsbänder ohne Stopp, einschneidende Brustgeschirre, Sprühhalsbänder oder Wurfketten haben im Training nichts zu suchen. Sie gefährden die physische und psychische Gesundheit deines Hundes und verstoßen außerdem gegen das Tierschutzgesetz.

Eine gute Hundeschule wird dich an andere Expert*innen verweisen, sollte sie bei einem Thema nicht helfen können. Mittlerweile haben sich viele Hundetrainer*innen auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert und das ist auch gut so. Das Thema Hundeerziehung und Beschäftigung ist so umfangreich, dass es unmöglich ist jedes Fachgebiet abzudecken.

Mittlerweile gibt es verschiedene Vereine, Organisationen und Netzwerke, die sich für faires, individuelles und gewaltfreies Hundetraining einsetzen. Die Arbeitsweise der zugehörigen Hundetrainer*innen entspricht dieser Art von Training und wird von den Organisationen überprüft. Auf den Webseiten der Organisationen kannst du sehen, ob eine Hundeschule in deiner Nähe Mitglied ist.


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Konditionierte Entspannung

Konditionierte Entspannung ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie du deinem Hund in aufregenden Situationen helfen kannst, wieder zur Ruhe zu kommen. Auch wenn konditionierte Entspannung nicht bewirkt, dass dein Hund auf der Stelle in einen Dornröschenschlaf fällt, bringt sie dir trotzdem eine ganze Menge. Ein gut aufgebautes Signal kann dann dafür sorgen, dass dein Hund wieder klarer denken und andere Verhaltensweisen zeigen kann. Hier erfährst du welche Möglichkeiten wir im Training haben, wo du ein Entspannungssignal einsetzten kannst und wie es aufgebaut wird.

Wie funktioniert konditionierte Entspannung?

Wie der Name schon verrät, konditionieren wir Entspannung z.B. mit einem Wort oder einem Duft. Das funktioniert über klassische Konditionierung. Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz mit einem unbedingten Reiz, der eine natürliche Reaktion hervorruft, verknüpft. Dadurch erreichen wir, dass aus dem neutralen Reiz ein konditionierter Reiz wird, der auch ohne den unbedingten Reiz die natürliche Reaktion hervorruft.

Heißt in der Praxis, wir verknüpfen ein Wort, einen Duft oder Ähnliches mit entspannten Situationen und Verhalten. Ist das geschafft können wir alleine durch das Signal entspannteres Verhalten bei unserem Hund hervorrufen.

Warum konditionierte Entspannung dein Training verbessert

Das Gegenteil von Entspannt ist Angespannt. In Situationen, in denen dein Hund angespannt ist, werden in seinem Körper Stresshormone freigesetzt. Ist er in der Lage die Situation zu bewältigen oder löst sich die Situation schnell auf, ist die Anspannung nur von kurzer Dauer. Hält die Anspannung an, sorgen verschiedene Systeme im Körper deines Hundes dafür, dass weitere Hormone ausgeschüttet werden. Dein Hund bleibt in Alarmbereitschaft und das Gehirn konzentriert sich nur noch auf die wichtigsten Dinge um die Situation zu bewältigen. Sitz, Platz, auf eine lockere Leine achten etc. gehören meistens nicht dazu. In so einem Zustand handelt dein Hund dann reflexartig und kann quasi nicht mehr klar denken.

Für dein Training ist so ein Zustand ziemlich ungünstig, denn dein Hund lernt dann genau die Verhaltensweisen, die du wahrscheinlich nicht besonders gut findest z.B. andere Hunde/Menschen verbellen. Gelingt es dir deinen Hund wieder in den denkenden Modus zu holen, ist sein Gehirn auch wieder offen für andere Lösungen. Dann kann dein Hund Verhaltensweisen lernen, die aus menschlicher Sicht sinnvoller sind z.B. sitzen und den Menschen anschauen. Und genau diese Möglichkeit bietet dir konditionierte Entspannung.

Wann macht der Einsatz eines Entspannungssignals sinn?

Konditionierte Entspannung ist eigentlich immer sinnvoll aber in folgenden Bereichen/Situationen ist ein Entspannungssignal besonders hilfreich:

  • Geräuschängste und Silvester
  • Trennungsstress
  • Tierarztbesuche
  • Probleme beim Autofahren oder bei langen Fahrten
  • Umzug/Umgebungswechsel z.B. im Urlaub
  • Einzug neuer Familienmitglieder
  • Probleme mit Besuchern/bei (Familien)feiern

Wie gesagt, sinnvoll ist es eigentlich immer. Immerhin wünschen wir uns alle einen möglichst entspannten Alltag.

Konditionierte Entspannung – Das Signal

Für die Konditionierung eines Entspannungssignals kannst du ein Wort, einen Duft bzw. eine Duftmischung oder Musik bzw. Hörbücher verwenden. Als Entspannungswort eignen sich Wörter, die du lang ziehen kannst z.B. „eeaaaasssyyy“ oder „ruuuhhiiiiiiigg“. Wenn du lieber, oder zusätzlich, mit Musik arbeiten möchtest, kannst du z.B. eine Relaxopet, klassische Klavier- oder gewöhnliche Entspannungsmusik verwenden. Auch Hörbücher eignen sich um ein Entspannungssignal aufzubauen. Geeignete Düfte sind Lavendel, Rose, Sandelholz oder auch Vanille. Manchmal werden auch Citrusdüfte verwendet. Achte darauf, dass du nur biologische und 100% naturreine ätherische Öle verwendest und dein Hund den Duft als angenehm empfindet. Das kannst du testen, indem du einen Tropfen von dem Öl auf ein Tuch gibst und es deinem Hund präsentierst. Zeigt dein Hund Meideverhalten (siehe Bild), solltest du lieber einen anderen Duft wählen. Ist der passende Duft gefunden, vermische ihn im Verhältnis 1 zu 10 mit einem neutralen Öl (z.B. Sonnenblumenöl oder Rapsöl) und fülle die Mischung in eine Sprühflasche. Für deine Trainingseinheiten sprühst du was von der Duftmischung auf ein Tuch. Natürlich soll nicht nur dein Hund das Signal als angenehm empfinden sondern du auch. Deswegen wähle Musik und Duft immer so aus, dass sie auch dir gefallen und nicht nur deinem Hund.

Meideverhalten Hund

So baust du ein Entspannungssignal auf

Es ist durchaus sinnvoll zu Dem Entspannungswort auch ein Langzeitsignal in Form von Musik oder Duft aufzubauen. Dafür schauen wir uns zwei Aufbaumöglichkeiten an.

Entspannungswort aufbauen

Setze dich zu deinem Hund auf die Decke oder kuschelt euch zusammen auf euren Lieblingsplatz. Durch streicheln oder Massagen kannst du deinen Hund jetzt in die Entspannung bringen. Ist dein Hund richtig entspannt nimmst du kurz deine Hände vom Hund und sagst dein Entspannungswort in einer ganz normalen Tonlage. Sollte dein Hund sich nicht über Körperkontakt und streicheln freuen bzw. entspannen, kannst du auch einfach in die Nähe deines Hundes gehen und 2-3 Mal hintereinander dein Entspannungswort sagen, wenn er von alleine entspannt. Diese Übung kannst du mehrmals täglich wiederholen.

Entspannungsmusik oder Entspannungsduft aufbauen

Um Musik oder einen Duft mit Entspannung zu verknüpfen, bringen wir den Reiz immer dann ins Spiel, wenn dein Hund entspannt ist. Sobald dein Hund entspannt in seinem Körbchen liegt, schaltest du die Musik ein oder legst den Duft in seine Nähe. Bevor dein Hund wieder aktiv wird, spätestens aber, wenn dein Hund den entspannten Zustand verlässt, wird die Musik ausgeschaltet oder das Tuch mit dem Duft in einem Schraubglas verstaut. Auch diese Übung kannst du jeden Tag wiederholen. Am besten mehrmals täglich über einen längeren Zeitraum.

Alternativ kannst du auch die erste Übung zusätzlich mit Musik oder Duft kombinieren. Das würde dann so aussehen, dass du dich wieder zu deinem Hund setzt, den Duft platzierst oder die Musik einschaltest und ihn in die Entspannung streichelst.

Konditionierte Entspannung als Akku

Du kannst dir dein Entspannungssignal wie einen Akku vorstellen. Über einen langen Zeitraum lädst du ihn mit Ruhe und Entspannung auf und in Situationen, in denen das Signal deinem Hund helfen soll, entlädt sich der Akku wieder ein Stück. Es reicht also nicht einmalig ein Signal aufzubauen. Du musst es immer wieder neu mit Entspannung aufladen und Entspannung zu einem Teil eures Alltags machen.

Du möchtest mehr Entspannung in deinen Alltag bringen und wünschst dir eine Möglichkeit dein Training zu überprüfen? Nutze das kostenlose Trainingstagebuch. Hier findest du auch nochmal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Viel Spaß beim Training!


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Raketenstart-Rückruf

Der Erfolgreiche Weg zum sicheren Abruf – Ein Buch von Sonja Meiburg

Kaum ein Thema beschäftigt Hundehalter*innen so sehr wie der Rückruf. Sie möchten gemütlich mit ihrem Hund spazieren gehen, ihn ohne Leine laufen lassen und natürlich soll er immer wieder zurückkommen. Die meisten Hundehalter*innen stellen schnell fest, so einfach ist das leider nicht. Denn auf der Gassirunde befinden sich unzählige Ablenkungen, denen man als Hund nur schwer widerstehen kann und die leider häufig interessanter als der Mensch sind. Wie das verändert werden kann, welche Fehler häufig im Rückruftraining gemacht werden und was man machen kann, wenn Bello nicht hört beschreibt Sonja Meiburg in ihrem Buch „Raketenstart-Rückruf“.

Daten und Fakten zum Buch „Raketenstart-Rückruf“

Raketenstart-Rückruf ist ein Taschenbuch mit 155 Farbfotos und 208 Seiten. Es erschien im August 2022 über den Kosmos Verlang und beschäftigt sich ausschließlich mit dem wichtigen Thema Rückruf. Es geht um Dinge die im Rückruftraining nicht funktionieren, um den Aufbau eines Rückrufsignales, um gezieltes Training, passende Belohnungen, die richtige Ausstattung und alles was es sonst noch für erfolgreiches Rückruftraining braucht.

Die Autorin – Sonja Meiburg

Sonja Meiburg ist seit über zwanzig Jahren Hundetrainerin und betreibt die Hundeschule Holledau in Niederbayern. Sie ist Mitbegründerin der Trainer*innengemeinschaft „Trainieren statt dominieren“ und leitet die Online Lernplattform „Hey Fiffi“. Eine Plattform mit verschiedenen Videos, von Trainer*innen der „Trainieren statt dominieren“ Gemeinschaft, rund um das Thema belohnungsbasiertes Hundetraining. Zu der Plattform gehören außerdem auch der Blog, das „Fiffi-Magazin“ und der Podcast „Fiffi-Cast“. Neben dem Buch Raketenstart-Rückruf hat sie auch Bücher zum Thema Anti-Giftköder-Training und Hunden freundlich Grenzen setzten geschrieben. Ihr neustes Buch erscheint Ende Juni 2023 und widmet sich dem Thema Welpen.

Raketenstart-Rückruf – Zum Buch

„Alles, was du brauchst, ist ein richtig guter Plan und etwas Zeit, um deinen Plan in die Realität umzusetzen.“

Sonja Meiburg, aus dem Buch Raketenstart-Rückruf

Wie so ein Plan aussieht erfährst du natürlich im Buch aber bevor es zu den konkreten Trainingsschritten geht, wird erstmal der Frage auf den Grund gegangen warum dein Rückruf nicht funktioniert. Und die Gründe können vielfältiger sein als man im ersten Moment denkt. Es geht um Belohnungen und Strafen, Stress, körperliche Beschwerden und die oft erwähnte Bindung. In welchen Momenten rufst du deinen Hund? Was bedeutet es für deinen Hund, wenn er gerufen wird? Was passiert, wenn er dein Rufen ignoriert? Schon im ersten Kapitel gibt es bestimmt den ein oder anderen „AH-Moment“.

Weiter geht es mit dem richtigen Equipment und dem passenden Signal. Was brauche ich für ein erfolgreiches Training und wie gut ist das Signal, das ich aktuell für den Rückruf nutze? Unter dem Titel „Die Stunde der Wahrheit“ erfährst du, wie du ganz einfach herausfinden kannst ob dein Signal für deinen Hund eindeutig ist und ob er es so positiv verknüpft hat wie du denkst. Sollte dein Ergebnis nicht so gut ausfallen wie du gedacht hast, kein Problem. Im Buch werden passende Alternativen beschrieben.

Das nächste große und wirklich wichtige Kapitel im Buch Raketenstart-Rückruf dreht sich um das Thema Belohnungen. Was mag dein Hund? Welche Alternativen gibt es zu klassischen Futterbelohnungen? Wie kann ich Futterbelohnungen attraktiver gestalten? Du bekommst jede Menge Ideen mit Dingen, die für deinen Hund eine Belohnung sein könnten. Neben Belohnungen, die du sofort ausprobieren kannst gibt es auch Belohnungen, die erst aufgebaut werden müssen. Wie das funktioniert und was du beim Thema Belohnungen sonst noch beachten solltest erfährst du alles im Kapitel „Die richtigen Belohnungen“.

Bevor es jetzt ans Abrufen geht, geht es noch um Ablenkungen. Es werden mögliche Ablenkungen aufgezählt und es geht darum wie du entscheidest, wann du welche Ablenkungen in dein Training einbaust. Außerdem bekommst du eine Möglichkeit an die Hand, die du nutzen kannst, wenn dein Hund dein Rufen ignoriert.

Du hast dein bisheriges Training genau analysiert. Bist bestens vorbereitet für neue Trainingssequenzen. Hast ein passendes Signal ausgewählt. Weißt was die besten Belohnungen für deinen Hund sind. Du kennst die Dinge, die deinen Hund ablenken und weißt, was du tun kannst, wenn er dein Rufen ignoriert. Jetzt geht es an das eigentliche Rückruftraining. Schritt für Schritt lernst du wie du dein neues Signal richtig aufbaust und festigst. Neben dem normalen „Alltagsrückruf“ lernst du auch den Aufbau eines speziellen Rückrufes.

Am Ende von Raketenstart-Rückruf geht es dann noch darum das Gelernte zu nutzen und deinem Hund Freilauf zu ermöglichen. Ab wann kann ich meinen Hund ableinen und wie gestalte ich das ableinen?

Mein persönliches Fazit

Du möchtest beim Thema Rückruf alles richtig machen? Dann besorge dir Raketenstart-Rückruf. Von Anfang bis Ende ist alles sehr verständlich geschrieben. Das Buch ist übersichtlich aufgebaut, die Übungen sind alle detailliert beschreiben. Wo es Sinn macht gibt es Zusammenfassungen für alle, die es nochmal kurz und knackig brauchen. Besonders schön sind auch die Rückrufspiele, die im Buch vorgestellt werden. So wird es im Training nie langweilig. Wer Raketenstart-Rückruf gelesen hat, hat definitiv einen richtig guten Plan für sein Rückruftraining.

Das Gassibuch für besondere Hunde

Entspannt spazieren, reaktives Verhalten reduzieren – Ein Buch von Katrien Lismont

Wenn ich mit meinem „besonderen“ Hund spazieren gehe, überlege ich ganz genau wann, wo und wie lange. Was mache ich, wenn ich doch mal auf andere Menschen treffe? Lange Zeit waren Spaziergänge mit ihm deshalb für mich ein Punkt auf der Tagesordnung der abgearbeitet werden musste. Es fehlte der entspannte Teil. Der Spaß und die Entspannung. Das Gassibuch für besondere Hunde richtet sich an alle, denen es auch so geht und zeigt verschiedene Möglichkeiten auf das zu ändern.

Daten und Fakten zum Buch „Das Gassibuch für besondere Hunde“

Über den Cadmos Verlag erschien im Oktober 2020 „Das Gassibuch für besondere Hunde“. Das Taschenbuch hat 128 Seiten und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema entspannt spazieren gehen. Es geht darum den eigenen Hund besser zu verstehen, die Spazierrouten gut zu planen und die eigenen Fähigkeiten sowie die Fähigkeiten des Hundes so zu verbessern, dass alle Beteiligten die täglichen Spaziergänge genießen können.

Die Autorin – Katrien Lismont

Katrien Lismont ist Gründerin und Inhaberin der Hundeschule DOGood in Bretzfeld und Autorin mehrerer Bücher rund um das Thema Hund. Anfang der 2000er wurde sie durch ihre übermäßig ängstliche Hündin Daisy auf die Tellington TTouch Methode aufmerksam. Sie begann mit der Ausbildung und der Grundstein für ihre berufliche Laufbahn als Hundetrainerin war gelegt. Es folgten weitere Aus- und Weiterbildungen im Bereich Hundeverhalten, Hundegesundheit und Hundetraining. Katrien Lismont ist unter anderem Tellington TTouch Practitioner (P2), zertifizierte BAT-Instruktorin und Cumcane Trainerin und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Verhaltenstraining.

Das Gassibuch für besondere Hunde – Zum Buch

Das Gassibuch für besondere Hunde startet mit den wichtigen Fragen „Was sind besondere Hunde?“ und „Was hat Gassigehen mit Verhaltenstraining zu tun?“. Um das zu verstehen geht es im ersten Teil des Buches nochmal kurz um das Thema Stress, Stressanzeichen und Stressabbau. Außerdem gibt es bereits die ersten Tipps, wie man am besten mit aufregenden Situationen umgehen kann.

Im nächsten Schritt geht es dann um die „Gassi-Basics“. Was brauche ich auf meinem Spaziergang, wie oft muss ich spazieren gehen und wie lang sollte mein Spaziergang sein? Es geht vor allem auch darum den Spaziergang so zu planen, dass Halter*in und Hund durch Rituale mehr Struktur und Sicherheit auf ihren gemeinsamen Runden bekommen. Ein Hinweis aus diesem Kapitel ist: „Gassigehen ist kein Wettkampf, bei dem es darum geht, wer am längsten unterwegs ist.“ Neben Tipps zur Gassirundenplanung gibt es auch Anmerkungen zum Kontakt mit Artgenossen und zum Thema Freilauf.

Die Gassiplanung ist gemacht! Jetzt geht es weiter mit nützlichen Fähigkeiten, die Hundehalter*innen helfen soll klar mit ihren Hunden zu kommunizieren und so die gemeinsame Runde schöner zu gestalten. Es werden mehrere nützliche Signale und deren Aufbau vorgestellt. Der Aufbau aller Signale erfolgt über positive Verstärkung und mithilfe eines Markersignals. Es sind einfachere und anspruchsvollere Übungen dabei und auch Übungen aus dem Tellington TTouch Bereich.

Im Kapitel „Begegnungen unterwegs meistern“ sind ebenfalls Übungen zu finden, die auf dem Spaziergang umgesetzt werden können. Vor allem geht es um das richtige Leinenhandling und darum, selbst feinste Signale beim Hund wahrzunehmen. Es geht darum dem Hund Selbstwirksamkeit zu ermöglichen. Durch Selbstwirksamkeit soll der Hund lernen, aktiv seine Situation zu beeinflussen. Er soll ausreichend Zeit bekommen um zu lernen in Ruhe eine Situation einschätzen zu können und eine angemessene Lösung zu finden.

Das letzte große Kapitel des Buches nennt sich „Pimp up your Gassi“. „Abwechslung, Spiele, Denkaufgaben und Bewegungsmöglichkeiten sind hervorragende Mittel, die Kooperation zu fördern und ein pralles Vertrauenskonto zwischen Ihnen und Ihrem Hund aufzubauen“, heißt es. Es geht also um Ideen, wie wir die gemeinsame Qualitätszeit mit unserem Hund besser nutzen können und wie wir mehr Abwechslung in einfache Spazierrunden bringen. Zu jeder Idee gibt es meistens auch verschiedene Variationen, sodass für jeden Hundetyp das Passende dabei ist.

Mein persönliches Fazit

Das Gassibuch für besondere Hunde ist ein wirklich schönes Buch. Es ist übersichtlich gestaltet und verständlich geschrieben. Auch alle Übungen sind einfach und gut erklärt. Ich denke, dass sich viele Hunde über Zusammenarbeit mit ihren Menschen freuen und sie sich gerne auf ein bisschen Abwechslung auf den Spazierrunden einlassen. Selbst, wenn man keinen „besonderen“ Hund hat kann man deswegen viel mit dem Gassibuch für besondere Hunde anfangen.

Clickertraining

Wie du durch Clickertraining den Lernerfolg von dir und deinem Hund beeinflussen kannst

Mittlerweile weiß man, dass man im Hundetraining die besten Lernerfolge über positive Verstärkung bekommt. Bei der positiven Verstärkung bekommt der Hund Gutes für Gutes, das heißt für ein Verhalten, das wir als richtig empfinden wird der Hund z.B. mit Futter belohnt. Wiederholen wir das immer und immer wieder, wird der Hund das Verhalten öfter zeigen. Es lohnt sich für ihn. Clickertraining, also die Arbeit über ein Markerwort oder Markersignal, unterstützt dieses Prinzip und verbessert dein Training.

Wie funktioniert Clickertraining

Bei Clickertraining konditionieren wir den Hund auf ein Markersignal oder ein Markerwort. Dieses Signal oder Wort soll dem Hund vermitteln, „Das was du gerade tust ist richtig und es gibt eine Belohnung“. Das Geräusch des Clickers ist deswegen immer eine Ankündigung für eine Belohnung.

Der erste Schritt im Clickertraining ist also die klassische Konditionierung über ein Markersignal oder ein Markerwort. Für die Arbeit mit einem Clicker heißt das dann, jedes Mal, wenn du klickst bekommt dein Hund eine Belohnung. Erstmal einfach so, ohne viel Anstrengung. In der Regel genügen hier wenige Wiederholungen, bis dein Hund verstanden hat, „klick“ bedeutet ich bekomme eine Belohnung.

Dein Hund hat also gelernt, „klick“ bedeutet ich bekomme eine Belohnung. Doch das ist nicht alles. Wenn dein Hund von dir eine Belohnung bekommt, werden im Gehirn Glückshormone ausgeschüttet, er freut sich und hat ein gutes Gefühl. Diese positiven Emotionen verknüpfen wir ebenfalls mit dem Geräusch des Clickers und damit erreichen wir, dass dein Hund sich gut fühlt, noch bevor er die eigentliche Belohnung bekommen hat. Du kannst dir das wie die Vorfreude auf Weihnachten oder andere Feste vorstellen.

Die Vorteile von Clickertraining

Wenn wir unseren Hund für gutes Verhalten belohnen möchten, müssen wir schnell sein. Für schnelle Lernerfolge wird der Hund, für gutes Verhalten, am besten in unter zwei Sekunden belohnt. Wer mit dem Clickertraining anfängt merkt schnell, wie langsam man eigentlich ist. Aber das Gute an der Sache ist, wir können uns verbessern. Durch Clickertraining können wir unser Timing verbessern und gutes Verhalten viel schneller belohnen.

Dadurch, das wir schneller werden und der Hund gelernt hat, dass der Klick eine Belohnung bedeutet, können wir auch viel gezielter Verhalten belohnen. Indem wir genau dann klicken, wenn der Hund gutes Verhalten zeigt, markieren wir das Verhalten. Wir verbessern also nicht nur unser Timing, sondern auch unsere Kommunikation.

Besseres Timing, bessere Kommunikation und viele positive Gefühle führen am Ende dazu, dass wir deutlich schnellere Lernerfolge erzielen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir durch unterschiedliche Marker auch die Möglichkeit haben unserem Hund beizubringen welche Belohnung er wo bekommt. Für manche Hunde kann das sehr sinnvoll sein und die eigentliche Belohnung nochmal deutlich besser machen.

Clicker, Markersignal und Markerwort

Wenn wir Clickertraining lesen, denken wir erstmal ganz klassisch an Menschen die einen sogenannten Clicker in der Hand haben und klicken, sobald der Hund gutes Verhalten zeigt. Clickertraining funktioniert aber nicht nur mit einem Clicker. Möglicherweise „clickerst“ du auch schon ohne es zu wissen.

Denn, wer keinen Clicker nutzen möchte kann sich auch für ein alternatives Markersignal oder ein Markerwort entscheiden. Die klassische Konditionierung erfolgt dann nicht über das Geräusch des Clickers, sondern über ein anderes Geräusch oder ein Wort. Beliebte Alternativen sind zum Beispiel das Schnalzen mit der Zunge oder die Wörter „klick“, „top“, „Bingo“, „yes“ oder „ping“. Der Vorteil, man hat seine Stimme immer dabei und die Hände frei.

Kann man auch was falsch machen?

Die Fehlerquellen beim Clickertraining sind relativ gering und wenn dann doch mal was schiefläuft, dann hält sich der „Schaden“ aufjedenfall in Grenzen. Trotzdem gibt es ein paar wichtige Regeln an die du dich halten solltest.

Das Markersignal oder Markerwort markiert ein gutes Verhalten. Es wird also nur geklickt, wenn dein Hund ein Verhalten zeigt, dass du gut findest und verstärken möchtest. Es wird nicht geklickt um den Hund zu dir zu locken!

Wie schon erwähnt kündigt das Markersignal eine Belohnung an und die sollte auch immer folgen. Ohne die Belohnung würde das Markersignal irgendwann an Bedeutung verlieren und zu einem völlig uninteressanten Geräusch oder Wort werden. Die einzige Ausnahme ist, wenn dein Hund in einer Situation ist, in der keine Belohnung annehmen kann. Sollte das der Fall sein kannst du trotzdem gutes Verhalten durch klicken markieren. Dann ist es aber besonders wichtig, denn Belohnungsakku im Anschluss wieder aufzuladen.

Zu guter Letzt kann es dir passieren, dass du, vor allem durch falsches Timing, ein anderes Verhalten markierst und belohnst als du geplant hattest. Wenn dir das passiert leg am besten eine kleine Pause ein und arbeite anschließend an deinem Timing.

Fazit

Clickertraining ist für jedes Mensch-Hund-Team geeignet. Es kann dir helfen dein Timing und die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund zu verbessern. Markersignale oder Markerworte können Belohnungen aufwerten und deinem Hund vermitteln, dass er etwas richtig macht, wenn er gerade keine Belohnung annehmen kann.

Jeder kann „Clickern“ lernen und einfach und schnell in sein Training einbauen. Fehlerquellen gibt es nur wenige. Also worauf wartest du? 🙂


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Emotionen bei Hunden

Wie Emotionen das Verhalten unserer Hunde beeinflussen

Lange wurde Tieren nachgesagt, dass sie nur ihren Instinkten nachgehen und nur der Stärkste in der Natur überlebt. Gefühle und gefühlsbasierte Handlungen oder Beziehungen wurden ihnen völlig abgesprochen. Heute weiß man zum Glück, dass auch Tiere fühlen. Welche Emotionen bei Hunden und anderen Tieren wirklich vorhanden sind und wie sie dabei fühlen weiß man auch heute noch nicht zu hundert Prozent. Man ist sich aber einig, dass auch unsere Hunde Emotionen empfinden und zeigen können.

Warum wir uns mit dem Thema Emotionen bei Hunden auseinandersetzen sollten

Spätestens, wenn es um Emotionen wie Angst oder Aggression geht fangen wir an uns etwas intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Eigentlich schade, denn Emotionen begleiten uns jeden Tag. Jede Lernerfahrung die dein Hund macht ist mit Emotionen verknüpft. Und jede Situation die er erlebt ist eine Lernerfahrung. Es ist aber nicht nur die eine spezielle Situation. Es sind die Menschen die anwesend sind, andere Tiere, die Tageszeit, Geräusche, Orte… Alles wird im Gehirn gespeichert und mit Emotionen verknüpft. Was passiert also im Gehirn deines Hundes? Warum reagiert er wie er reagiert? Wie kommt es, dass er ängstlich oder aggressiv reagiert? Um das zu verstehen müssen wir ein bisschen wissenschaftlicher werden.

Was sind Emotionen?

Als Emotion wird ein psychischer und physischer Zustand bezeichnet, der durch eine bewusste oder unbewusste Wahrnehmung einer Situation oder eines Ereignisses ausgelöst wird.

Emotionen betreffen also nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Ebene. Dadurch werden Emotionen bei Hunden sogar messbar. Unterschieden wird zwischen den sechs Basisemotionen, Freude, Trauer, Aggression, Angst, Lust und Ekel und weiteren komplexen Emotionen. Ob Hunde auch in der Lage sind komplexe Emotionen wie z.B. Scham und Eifersucht zu empfinden ist nicht geklärt. Bei den Basisemotionen ist man sich aber ziemlich sicher.

Welchen Sinn haben Emotionen?

Emotionen sind schon sehr alt auch, wenn die Wissenschaft erst seit „kurzem“ unseren Hunden Emotionen zugesteht. Sie helfen unseren Hunden in einer sozialen Gruppe zurecht zu kommen und sichern ihr Überleben.

Emotionen entstehen im Gehirn im limbischen System. An gleicher Stelle werden auch Gedächtnisinhalte gebildet und Lernerfahrungen verarbeitet. Das limbische System besteht wiederum aus weiteren Bereichen.

Wo Emotionen entstehen

Ein Bereich im limbischen System ist der Hypothalamus, ein Teil des Thalamus. Er ist an der Entstehung unkoordinierter und koordinierter emotionaler Reaktionen beteiligt. Im Hippocampus werden neue Erinnerungen, Informationen und Emotionen verarbeitet. Er spielt außerdem eine besondere Rolle, wenn es um Angst geht.

Der Hauptort für die Entstehung und der Kontrolle von Emotionen ist die Amygdala oder auch Mandelkern genannt. Die Amygdala ist der wichtigste Bereich, wenn es um emotionales Lernen geht. Alle Situationen werden von der Amygdala registriert und die erlebten Emotionen gespeichert.

Jedes Mal, wenn dein Hund in eine Situation kommt, die er schon einmal erlebt hat, werden die gespeicherten Emotionen der Amygdala wieder abgerufen. Der Hippocampus liefert außerdem zusätzliche Details der Situation.

Was passiert denn jetzt genau?

Wir wissen jetzt welcher Teil des Gehirns für die Entstehung von Emotionen zuständig ist. Doch natürlich besteht das Gehirn auch aus weiteren Teilen, wie dem Stammhirn und dem Großhirn. Das Großhirn ist der Teil im Gehirn, der für bewusste und rationale Handlungen zuständig ist. Im Großhirn werden alle Wahrnehmungen zu einem detaillierten Bild zusammengesetzt, gespeichert und mit anderen Situationen verglichen. Für den besseren Überblick hier mal ein vereinfachtes Bild eines (menschlichen) Gehirns.

Mit diesen Informationen können wir uns jetzt genauer anschauen was im Gehirn deines Hundes passiert. Dein Hund nimmt einen Reiz, z.B. einen Knall wahr. Dieser Reiz wird vom Thalamus an das Großhirn weitergeleitet, dort verarbeitet und mit anderen verglichen. Anschließend bewertet das Großhirn ob es sich um einen gefährlichen oder ungefährlichen Reiz handelt und entscheidet wie dein Hund reagieren soll. Wenn das Großhirn eine Situation als Gefahr bewertet, löst es eine Stressreaktion aus und übergibt die Kontrolle an die Amygdala im limbischen System. Die Amygdala löst dann weitere Reaktionen aus, die deinen Hund zur Flucht oder zum Angriff bewegen.

Warum Hunde manchmal extrem emotional reagieren

Die Abläufe im Gehirn dauern zwar nur wenige Sekunden aber wenige Sekunden können in einer echten Gefahrensituation schon über Leben und Tod entscheiden. Darum löst der Thalamus direkt eine Stressreaktion aus, wenn er eine Situation als potentiell gefährlich einstuft. Die Information wird direkt an die Amygdala weitergegeben. Der Weg über die Amygdala funktioniert sehr viel schneller allerdings ist das Bild, das der Thalamus sendet auch relativ ungenau. Darum reagiert dein Hund in manchen Situationen erstmal extrem emotional. Wie dein Hund eine Situation bewertet ist sehr individuell und abhängig von verschiedenen Dingen wie z.B. bisherige Lernerfahrungen.

Was machen wir jetzt mit diesen ganzen Informationen?

Du hast jetzt einen groben Überblick darüber was im Gehirn deines Hundes passiert und warum er manchmal extrem emotional reagiert. Natürlich passiert da noch viel mehr. Im Körper werden eine ganze Menge Hormone und Neurotransmitter ausgeschüttet, Blutdruck und Puls verändern sich und unterschiedliche Areale im Gehirn sind aktiv. Genau so passiert das übrigens auch bei uns Menschen. Dadurch werden Emotionen bei Hunden im Körper messbar und vergleichbar. Emotionen beeinflussen das Verhalten unserer Hunde. Zum positiven und zum negativen.

Es ist sehr wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass jede, wirklich jede, Erfahrung mit Emotionen verknüpft und abgespeichert wird. Wir wissen nie genau was unsere Hunde wahrgenommen und abgespeichert haben. Natürlich möchten sich auch unsere Hunde überwiegend gut fühlen. Wie jedes Lebewesen versuchen sie daher negative Emotionen und deren Auslöser zu vermeiden. Deswegen sollten wir negative Emotionen im Training und im Zusammenleben mit unseren Hunden möglichst vermeiden.

Strafe im Hundetraining

„Strafe muss sein, in der Natur werden die Tiere auch nicht belohnt, man muss dem Hund seine Grenzen zeigen, das ist ein Hund dem man etwas deutlicher zeigen kann was Phase ist.“ Sätze die man häufig im Zusammenhang mit Strafen im Hundetraining hört. Sätze bei denen ich eine Gänsehaut bekomme und mit denen Menschen versuchen ihre Erziehungsmethoden zu rechtfertigen. Strafe im Hundetraining ist immer noch allgegenwärtig. Wo fängt Strafe an und wo hört sie auf? Welche Auswirkungen kann Strafe im Hundetraining haben und welchen Einfluss hat Strafe überhaupt auf den Hund?

Strafe im Hundetraining – Muss Das sein?

Muss Strafe im Hundetraining sein? Strafe ist nicht gleich Strafe. Die Methoden, die aber im Allgemeinen als Bestrafung angesehen werden und leider immer noch häufig Anwendung finden (Leinenruck, Stachelhalsbänder, Teletakgeräte & Co.) müssen und dürfen auf keinen Fall sein und alle anderen Arten von Strafe sollten vorher gründlich überdacht werden. Dazu ein passenden Auszug aus dem Tierschutzgesetz.

„Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. (§1 TschG)“

§3 TschG: „Es ist verboten… Abs. 1: einem Tier… Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen… Abs. 1b: an einem Tier im Training oder bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind und die die Leistungsfähigkeit von Tieren beeinflussen können… anzuwenden… Abs. 5: ein Tier auszubilden oder zu trainieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind… Abs. 11: ein Gerät zu verwenden, das durch direkte Stromeinwirkung das artgemäße Verhalten eines Tieres, insbesondere seine Bewegung, erheblich einschränkt oder es zur Bewegung zwingt und dem Tier dadurch nicht unerhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt…“

Wo fängt Strafe an?

Der Hund lernt aus den unmittelbaren Konsequenzen seines Verhaltens, positiv wie negativ. Dieses Grundprinzip der Lerntheorie formulierte Edward Lee Thorndike bereits 1898 (Law of Effect). Konsequenzen, die dazu führen sollen, dass ein Hund Verhalten häufiger zeigt werden in der Lerntheorie als Verstärker bezeichnet. Konsequenzen, die dazu führen sollen, dass ein Hund Verhalten seltener zeigt nennt man Strafe oder Bestrafung. Bei der operanten Konditionierung können dann sowohl Verstärker als auch Strafen nochmal in positiv und negativ unterteilt werden. Wobei hier die Worte positiv und negativ nicht als angenehm und unangenehm übersetzt werden können sondern eher bedeuten, dass etwas hinzu kommt oder entfernt wird.

Über klassische und operante Konditionierung sowie über Verstärker im Hundetraining gibt es schon extra Beiträge. Um aber die Frage zu beantworten wo Strafe anfängt müssen wir nochmal ein bisschen davon wiederholen.

Positive Verstärkung bedeutet, dass etwas für den Hund angenehmes hinzu kommt z.B. Leckerchen. Die Konsequenz die der Hund für sein Verhalten erfährt ist also positiv. Er freut sich, weil er mit seinem Verhalten Erfolg hat. Negative Verstärkung bedeutet, dass etwas für den Hund unangenehmes aufhört, sobald er ein von uns gewünschtes Verhalten zeigt. Die Konsequenz die der Hund für sein Verhaltensänderung erfährt ist, für ihn, erstmal positiv aber mit einem faden Beigeschmack. Der Hund ist erleichtert, dass das Unangenehme aufgehört hat.

Negative Bestrafung bedeutet, dass etwas für den Hund angenehmes aufhört, wenn der Hund ein, für uns, unpassendes Verhalten zeigt. Er wird dann zum Beispiel ignoriert. Der Hund hat mit seinem aktuellen Verhalten kein Erfolg mehr, es entsteht Frust und Enttäuschung. Die Konsequenz die der Hund für sein Verhalten erfährt ist negativ. Positive Bestrafung bedeutet, dass etwas unangenehmes für den Hund beginnt, sobald er ein bestimmtes Verhalten zeigt. Er bekommt zum Beispiel einen Leinenruck, wenn er zieht oder wird geschimpft, wenn er jemanden anspringt (keine Trainingsempfehlung sondern ein Beispiel). Die Reaktion bzw. die Konsequenz, die der Hund für sein Verhalten erfährt ist durchweg negativ. Es entstehen Gefühle wie Angst oder sogar Schmerz.

Wenn wir jetzt mal einen Blick auf die Gefühle unseres Hundes werfen, die bei den vier Konsequenzen entstehen, sollte schnell klar werden, dass nur positive Verstärkung für den Hund wirklich angenehm ist.

Eine Methode mit vielen Fehlerquellen

Wenn ich einen Hund für ein Verhalten abstrafen möchte, muss ich sicherstellen, dass er sein Verhalten willentlich steuern kann. Steht mein Hund so unter Stress, dass er nicht aus seiner Haut kann oder ist die Angst zu groß, kann er sein Verhalten nicht ändern. Eine Verhaltensänderung übersteigt seine aktuellen Fähigkeiten. Gleiches gilt bei gesundheitlichen Einschränkungen. Eine Strafe würde seine Situation jetzt nur noch schlimmer machen. An dieser Stelle möchte ich nochmal an §3 Abs.1 des Tierschutzgesetzes erinnern.

Die nächste Voraussetzung wäre, dass ich mit meinem Hund ein Alternativverhalten trainiert habe. Ich kann meinem Hund nicht nur sagen was er nicht machen soll. Er muss wissen wie er sich stattdessen Verhalten muss. Habe ich mir nie die Mühe gemacht meinem Hund ein Alternativverhalten beizubringen wäre es in etwa so als würde ich mich darüber aufregen, dass ein Kindergartenkind noch nicht lesen kann.

Dazu kommt noch, dass das Zeitfenster in dem ich einen Hund für sein Verhalten strafen kann sehr klein ist. Um wirklich „Erfolg“ mit Strafe zu haben muss ich meinen Hund innerhalb einer Sekunde so hart bestrafen, dass es für ihn dermaßen grausam war und er nicht mal im Traum daran denken würde das Verhalten nochmal zu zeigen. Wenn wir jetzt mal ehrlich zu uns selbst sind, stellen wir fest, dass wir mindestens einen dieser Punkte nicht hin bekommen. Entweder sind wir zu langsam oder zu weich.

Und als wäre das nicht alles schon kompliziert genug, die Gefahr, dass der Hund die Strafe nicht nur mit seinem Verhalten verknüpft sondern auch mit einer bestimmten Umgebung, einem Menschen oder einem Tier ist enorm hoch. Eine Strafe kann auch wie der letzte Tropfen sein, der ein Fass zum überlaufen bringt und den Hund zu einer aggressiven Gegenreaktion bewegt. Ich könnte noch weitere Punkte aufzählen doch das Wichtigste ist hier erst mal gesagt.

Welche Auswirkungen kann Strafe auf meinen Hund haben?

Wenn wir mit Strafe, egal welcher Art, arbeiten, muss uns bewusst sein, dass wir damit negative Gefühle in unserem Hund auslösen. Bei leichteren Strafen sind es beispielsweise Frust, Enttäuschung und Stress. Bei härteren Strafen können es Angst, Panik, Schmerz, erhöhter Stress oder auch Aggression sein. Häufige und harte Strafen, die für den Hund nicht eindeutig zugeordnet werden können, können dazu führen, dass der Hund in einen depressionsähnlichen Zustand verfällt oder überängstlich auf alles reagiert was ihn auch nur ansatzweise an die Strafe erinnert. Möchtest du deinen Hund wirklich in diese Lage bringen?

Ist Strafe wirklich das richtige Mittel der Wahl?

Bevor ich anfange meinen Hund für unerwünschtes Verhalten zu bestrafen sollte ich mir folgende Punkte durch den Kopf gehen lassen. Ich bin mir sicher, dass jeder mindestens einen Punkt mit nein beantwortet.

  • Kann mein Hund sich anders verhalten?
  • Weiß mein Hund was er stattdessen machen soll?
  • Kann ich das unerwünschte Verhalten immer abstrafen oder hat der Hund z.B. durch Freilauf die Möglichkeit sich der Strafe zu entziehen?
  • Bin ich schnell genug?
  • Kann oder besser möchte ich meinen Hund so strafen, dass er das Verhalten nicht mehr zeigen möchte?
  • Will ich wirklich das Risiko einer Fehlverknüpfung eingehen?
  • Muss ich meinem Hund die unangenehmen Konsequenzen zumuten oder bekomme ich das gewünschte Verhalten auch durch nettere Methoden

Warum wir immer noch Strafe im Hundetraining finden

Dazu habe ich ein paar ganz unterschiedliche Vermutungen. Zum einen, weil es leider manchmal funktioniert und meistens nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt wie andere Methoden. Zu mindestens auf den ersten Blick (kurzfristig und oberflächlich). Zum anderen, weil die Menschen es nicht besser wissen. Das ist keine Entschuldigung aber Strafe entsteht oft aus Hilflosigkeit. Wenn Menschen überfordert und gestresst sind, reagieren sie meistens anders, als sie es tun würden, wenn ihre Gefühlslage eine andere wäre. Dazu kommt, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Konsequenzen manchmal fließend sind oder sie in Kombination untereinander angewandt werden. Manchmal ist uns also gar nicht richtig bewusst, dass wir gerade mit Strafe arbeiten.

Zu guter Letzt gibt es leider auch immer noch Menschen die der Meinung sind, dass Hunde Strafe brauchen oder ausschließlich Strafe Grenzen setzten kann. Diesen Menschen kann ich nur folgendes Zitat ans Herz legen.

„Wer sagt, dass zuverlässiges Verhalten bei diesem oder jenem Hund nicht ohne Strafe erreichbar ist, sagt nichts über den Hund aus, sondern beschreibt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten.“
Dr. Ute Blaschke-Berthold

Abschließende Worte zum Thema Strafe im Hundetraining

Strafe im Hundetraining kann sehr vielfältig sein. Manche Strafen, wie zum Beispiel das Ignorieren, werden von uns als weniger schlimm abgetan. Körperliche Strafen sind dagegen für uns meistens unverzeihlich. Die Emotionen die unser Hund dabei erlebt sind immer negativ. Je nach individueller Persönlichkeit kann auch eine „leichte Strafe“ für den Hund als sehr schlimm aufgefasst werden. Ich wünsche mir ein bisschen mehr Bewusstsein für dieses Thema. Ein bisschen mehr Empathie im Umgang mit Hunden. Seid nett zu eurem Hund!

„Sollte dein Hund einen Fehler machen so suche die Ursache bei dir. Solltest du sie nicht finden, suche gründlicher.”
Unbekannt


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Grundregeln im Hundetraining

Drei wichtige Grundregeln für erfolgreiches Hundetraining

Hundetraining hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Heute wissen wir viel mehr über das Lern- und Sozialverhalten unserer Hunde als noch vor 20 Jahren. Wir haben gelernt, dass Hunde ähnliche Emotionen empfinden wie wir Menschen und auch ähnlich lernen. Wir haben uns mit der Körpersprache unserer Hunde beschäftigt und können sie nun besser verstehen. Damit Hundeerziehung jetzt nicht zur komplizierten Wissenschaft wird kannst du dich an folgende Grundregeln im Hundetraining halten.

Erste Grundregel im Hundetraining – Bestätige das Verhalten, das du haben möchtest

Wie erreiche ich, dass sich mein Hund ruhig verhält wenn er einen anderen Hund sieht? Ganz einfach! Ich bestätige ihn, wenn er sich richtig verhält.

Wir haben gelernt, dass Hunde vermehrt das Verhalten zeigen was sich für sie lohnt. Was für den Hund lohnenswert ist entscheidet er dabei selbst. Unsere Aufgabe ist es, zu wissen was der Hund als lohnenswert empfindet und damit gutes Verhalten zu bestätigen.

Wenn wir einen futterorientierten Hund haben, dem wir immer dann Futter auf den Boden streuen, wenn ein anderer Hund kommt und er sich ruhig verhält, wird unser Hund irgendwann vermehrt auf dem Boden schnüffeln, wenn er andere Hunde sieht. Wir konditionieren das richtige Verhalten mit einem positiven Verstärker.

Zweite Grundregel im Hundetraining – Sag deinem Hund was er tun soll und nicht was er nicht tun soll

Was mache ich, wenn mein Hund kein, für mich, richtiges Verhalten zeigt? Ich sage ihm wie richtiges Verhalten aussieht.

Heute wissen wir, dass Hunde in ähnlichen familiären Strukturen leben wie wir Menschen. Trotzdem gibt es große Unterschieden zum Beispiel im Sozialverhalten. Unsere Hunde müssen erst lernen wie sie sich in unseren familiären Strukturen verhalten sollen und manchmal müssen wir ihnen dabei ein bisschen helfen.

Anstatt ihnen also dauernd zu sagen was sie nicht machen sollen, sollten wir ihnen einfach sagen was wir möchten und anschließend das gewünschte Verhalten bestätigen. Zurück zu unserer Hundebegegnung. Unser Hund kennt das Signal „sitz“. Bei jeder Hundebegegnung sagen wir ihm „sitz“ und belohnen ihn mit Leckerchen. Irgendwann wird er dieses Verhalten wahrscheinlich von alleine zeigen.

Dritte Grundregel im Hundetraining – Verhalten ist immer da aber nicht immer selbstverständlich

Warum reagiert mein Hund auf einmal anders als er es sonst getan hat? Wahrscheinlich, weil sich sein bisheriges Verhalten nicht oder nicht mehr gelohnt hat.

Das sich ein anderes Verhalten mehr lohnt kann unterschiedlichen Gründe haben. Ein häufiger Grund ist, dass wir das Verhalten als selbstverständlich angesehen haben und es deswegen nie bestätigt wurde. Wenn wir jetzt wieder an unsere Hundebegegnung denken, hat sich unser Hund vielleicht immer, für uns, richtig verhalten und dafür nie eine Bestätigung bekommen. Bis zu dem Tag an dem er ohne Vorwarnung zu dem anderen Hund hingezogen hat, uns die Leine aus der Hand gerissen ist und er riesigen Spaß beim Spiel mit dem anderen Hund hatte. Unser Hund hat jetzt möglicherweise gelernt, dass es sich lohnt zu anderen Hund zu ziehen, weil es dann ein tolles Spiel gibt. Er wird das Verhalten jetzt vielleicht öfter zeigen.

Ein anderer Grund ist, dass unser Hund mit seinem aktuellen Verhalten eine so schlechte Erfahrung gemacht hat, dass er in Zukunft anders reagiert. Denken wir jetzt an unsere Hundebegegnung dann wurde unser Hund möglicherweise von einem anderen Hund angegriffen, obwohl er sich, für uns, richtig verhalten hat. In diesem Fall dauert es oft sehr lange das gewünschte Verhalten zurück zu bekommen.

Diese Regel lässt sich auch mit einem sehr schönen Beispiel erklären. Du gehst zur Arbeit, weil du dafür Geld bekommst. Es lohnt sich. Irgendwann bist du in deinem Job so gut, dass du eigentlich mehr Geld bekommen müsstest aber dein Chef stellt die Zahlung ein und möchte, dass du ohne Geld weiter arbeitest. Sehr wahrscheinlich wirst du dir jetzt einen anderen Job suchen der sich wieder mehr lohnt. Für unseren Umgang mit Hunden bedeutet das, dass wir sehr genau überlegen müssen wann und im welchem Umfang wir unsere Belohnungen reduzieren. Richtiges Verhalten ist nicht selbstverständlich.

Fazit zu den drei Grundregeln im Hundetraining

In der Hundeerziehung gibt es noch viele andere Regeln und Grundsätze die sehr sinnvoll sind. Es ist sehr wichtig, dass wir die Motivation unseres Hundes erkennen und richtig einordnen. Das „Warum“ hinter jedem Verhalten erkennen. Nur dann können wir eine passende Belohnung finden oder ein alternatives Verhalten verlangen. Wenn wir das können und die Grundregeln immer im Hinterkopf haben, haben wir es im Hundetraining deutlich einfacher.

Verstärker im Hundetraining

Positive und negative Verstärker im Hundetraining

Verstärker im Hundetraining sollen uns dabei helfen, dass unsere Hunde gewünschtes Verhalten öfter zeigen und erlernen. Wenn wir von Verstärkern im Hundetraining sprechen, denken die meisten Menschen als erstes an eine Belohnung in Form von Leckerchen. Futter ist dabei einer von vielen möglichen (positiven) Verstärkern mit denen wir arbeiten können. Wo ist jetzt aber der Unterscheid zwischen positiver und negativer Verstärkung, welche Vor- und Nachteile gibt es und wie wendet man Verstärker im Hundetraining an?

Arten von Verstärkern im Hundetraining

Im Hundetraining gibt es verschiedene Arten von Verstärkern. Ein Verstärker soll dabei letztendlich immer eine Art Belohnung für den Hund darstellen und die Worte positiv und negativ haben erst mal nichts mit der Gefühlslage des Hundes zu tun. Bei positiver Verstärkung kommt etwas, für den Hund, angenehmes hinzu. Das gezeigte Verhalten wird so verstärkt und entsprechend öfter ausgeführt. Bei negativer Verstärkung hört etwas, für den Hund, unangenehmes auf, sobald er gewünschtes Verhalten zeigt. Das gewünschte Verhalten wird so verstärkt und in Zukunft öfter oder schneller ausgeführt.

Motivation und Funktion von Verstärkern im Hundetraining

Was für den Hund ein Verstärker, eine Belohnung ist, entscheidet der Hund. Es kommt auf die Situation an welche Art der Belohnung gewählt werden muss. Daher unterscheidet man Verstärker auch nach ihrer Motivation für den Hund. Ein Hund ist intrinsisch motiviert (aus sich selbst heraus motiviert), wenn er etwas tut was er von Natur aus gerne macht. Wenn der Hund eine Arbeit oder ein Verhalten ausführen darf, welches er aus eigenem Antrieb ausführen möchte. Das beste Beispiel hierfür sind Arbeitsrassen die z.B. für Jagdzwecke gezüchtet wurden. Wenn sie Jagdverhalten zeigen und ausführen, werden im Gehirn Endorphine ausgeschüttet und der Hund belohnt sich sozusagen selbst.

Wenn der Hund zur Motivation eine äußere Belohnung benötigt, um ein Verhalten zu zeigen dann sprechen wir davon, dass der Hund extrinsisch (von außen) motiviert ist. Verstärker kann man nochmal in primäre und sekundäre Verstärker unterteilen.

Primäre Verstärker sind dabei Dinge die der Hund, ohne eine Lernerfahrung, gerne mag oder erreichen möchte. In den meisten Fällen kommt hier unser bekanntes Leckerchen zum Einsatz. Je nach Hund kann aber auch Spielzeug oder Zuwendung ein primärer Verstärker sein. Als sekundäre Verstärker bezeichnet man Dinge, die durch klassische Konditionierung mit einem primären Verstärker verknüpft sind. Sekundäre Verstärker sind also erlernte Verstärker und wären dem Hund ohne klassische Konditionierung egal.

Positive Verstärkung – etwas Angenehmes kommt hinzu

Positive Verstärkung dürfte inzwischen fast jedem Hundehalter ein Begriff sein. Auch, wenn es immer noch Menschen gibt, die die Gabe von Leckerchen verweigern, denke ich, dass die Mehrheit der Hundehalter mit positiver Verstärkung arbeitet. Wie oben beschrieben bekommt der Hund für sein Verhalten etwas für ihn positives. Was er in dem Moment als positiv empfindet entscheidet er. Positive Verstärkung kann, wie im vorherigen Abschnitt geschrieben, eine äußere Belohnung oder auch die Durchführung eines Verhaltens sein. Wer langfristige Lernerfolge erreichen möchte arbeitet mit positiver Verstärkung, denn positive Verstärkung hat viele Vorteile.

Vorteile von positiver Verstärkung:

  • langfristige Lernerfolge
  • geringer Stresspegel
  • sehr fehlertolerant daher für Anfänger gut geeignet
  • stärkt die Beziehung zwischen Hund und Mensch
  • Hund hat Spaß am Training, Verknüpft alles was mit dem Training zu tun hat mit positiven Gefühlen

Den vielen Vorteilen steht ein kleiner Nachteil gegenüber. Wir können den Hund nur dann richtig belohnen (positiv verstärken), wenn wir wissen welche Belohnung für den Hund gerade interessant ist. Deshalb ist es so wichtig darauf zu achten, aus welcher Motivation der Hund gerade handelt. Wir müssen von dem Gedanken wegkommen, dass positive Verstärkung ausschließlich über Leckerchen zu bekommen ist.

Beispiele für positive Verstärker im Hundetraining

Primäre Verstärker

  • Futter und Leckerchen
  • Aufmerksamkeit / Zuwendung
  • angeborene Verhaltensmuster ausführen z.B. Jagdverhalten
  • Spielzeug

Sekundäre Verstärker

  • Markerwort / Markersignal
  • erlerntes Verhalten ausführen
  • Aufmerksamkeit / Zuwendung (wenn der Hund diese erst als positiven Verstärker erlernen musste)
  • Spielzeug (wenn der Hund dieses erst als positiven Verstärker erlernen musste)

Negativer Verstärkung – Etwas Unangenehmes hört auf

Wenn wir mit negativer Verstärkung arbeiten, hört etwas Unangenehmes für den Hund auf sobald er gewünschtes Verhalten zeigt. Die unangenehme Einwirkung der negativen Verstärkung dient dazu den Hund zu einem bestimmten Verhalten zu veranlassen.

Negative Verstärkung lässt sich nochmal in zwei Varianten einteilen. Bei der einen Variante lernt der Hund ein bestimmtes Verhalten zu vermeiden, indem wir ihn durch ein zuvor erlerntes Signal vorwarnen. Reagiert er nicht wie gewünscht und führt das Verhalten trotzdem aus kommt der unangenehme Reiz dazu bis er sein Verhalten wieder ändert. Die zweite Variante funktioniert ohne vorheriges Warnsignal. Der unangenehme Reiz selbst ist das Signal und der Hund muss von alleine erkennen welches Verhalten von ihm gewünscht wird.

Bei der Arbeit mit negativer Verstärkung gibt es einiges zu beachten. Genaues Timing ist besonders wichtig. Der unangenehme Reiz muss sofort aufhören, sobald der Hund gewünschtes Verhalten zeigt. Anschließende Lobworte oder Markersignale zeigen dem Hund das er alles richtig gemacht hat. Es wird also zusätzlich immer mit positiver Verstärkung gearbeitet. Wo es machbar ist bekommt der Hund ein Warnsignal bevor der unangenehme Reiz eintritt. Wichtig ist, dass der Hund auch gelernt hat welches Verhalten erwünscht ist. Das wird gerne vergessen. Wie so häufig im Hundetraining lebt auch die negative Verstärkung von Konsequenz. Das heißt, dass der Hund jedes Mal, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt, mit dem unangenehmen Reiz konfrontiert wird und er auch keine Möglichkeit hat sich dem zu entziehen.

Wir müssen uns bewusst machen, dass auch negative Verstärkung eine Art Strafe ist, mit der wir sehr Vorsichtig umgehen sollten. Wenn wir die Regeln der negativen Verstärkung nicht beachten, führt das zu einem erhöhten Stresspegel und negativen Emotionen beim Hund. Trotzdem hat auch negative Verstärkung Vorteile.

Vorteile negative Verstärkung:

  • schnelle Lernerfolge bei richtiger Anwendung
  • Vermeidungsreaktionen halten oft auch ohne „Auffrischung“ lange an
  • Die Motivation des Hundes rückt oft, anders wie bei positiver Verstärkung, in den Hintergrund

Beispiele für negative Verstärker im Hundetraining

Ob und wann wir mit negativer Verstärkung arbeiten, müssen wir genau abwägen. Können wir immer auf das unerwünschte Verhalten reagieren? Hat der Hund die Möglichkeit sich dem unangenehmen Reiz zu entziehen? Sind wir exakt im Timing?
Es gibt ein paar Situationen in denen sich das Arbeiten über negativer Verstärkung durchaus als sinnvoll herausgestellt hat.

Am bekanntesten ist hier wahrscheinlich das Leinentraining. Zieht der Hund bleiben wir stehen. Der Druck an der Leine ist dabei der unangenehme Reiz. Wenn der Hund sein Verhalten ändert und die Leine sich lockert, gehen wir weiter und er wird gelobt.

Negative Verstärkung ist also auch eine Art Strafe für den Hund, wir mit unangenehmen Reizen arbeiten. Das heißt aber nicht, dass wir dem Hund körperlichen Schaden oder Schmerzen zufügen. Manchmal ist es notwendig seinen Hund festzuhalten oder durch eine Leine zu sichern obwohl er gerade so gar keine Lust darauf hat. Was für den Hund unangenehm ist, ist oft abhängig vom Hund und von der Situation.

Wir sollten so oft wie möglich mit positiver Verstärkung arbeiten und das Training zu einem schönen Erlebnis machen.

Strafe im Hundetraining – Muss das sein?


Hier erfährst du wie du mit deinem Hund das laufen an lockerer Leine trainieren kannst


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