Hundeschule für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung

Autor: Julia (Seite 3 von 4)

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Angst bei Hunden

Was ist eigentlich Angst?

Angst bei Hunden ist ein so umfangreiches Thema, dass ein Artikel wahrscheinlich nicht ausreichen wird. Wenn man sich mit dem Thema Angst bei Hunden befasst ist erst mal wichtig zu wissen was Angst überhaupt ist. Sucht man in der Google Suche nach dem Begriff Angst, dann findet man folgende Definition bei Wikipedia: „Angst ist ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert.“

Eigentlich ist mit dieser Definition geklärt was Angst ist. Das Wichtigste steht gleich am Anfang. Angst ist ein Grundgefühl. Eine Emotion die von allen Hunden, unabhängig von ihrer Entwicklung und Erfahrung, gezeigt und verstanden werden kann. Auch Menschen können, ohne die gleiche Sprache zu sprechen oder in der gleichen Kultur zu leben, erkennen wenn ein anderer Mensch Angst hat.

Der zweite wichtige Punkt der Definition ist, dass es sich bei Angst um ein Gefühl in bedrohlichen Situationen handelt. Was der Hund dabei als bedrohlich empfindet ist sehr individuell und muss nicht unbedingt mit einer negativen Erfahrung zusammen hängen.

Angst bei Hunden ist wie die Angst bei Menschen. Ein negatives Gefühl in einer bedrohlichen Situation. Den Grund für dieses Gefühl müssen wir nicht unbedingt kennen. Es ist halt einfach da.

Angst ist aber nicht nur eine Emotion. Sie ist auch Motivation für bestimmte Verhaltensweisen und ein Stück weit kann sie auch ein Persönlichkeitsmerkmal unserer Hunde sein.

Woher kommt die Angst bei unseren Hunden?

Angst ist also eine Emotion. Nicht nur bei uns Menschen sondern auch bei unseren Hunden. Doch woher kommt die Angst? Warum haben Hunde Angst obwohl sie noch nie etwas Negatives erlebt haben?

Es gibt unterschiedliche Arten von Angst bei Hunden. Einmal die Angst als Reaktion auf eine Bedrohung und allgemeine Ängstlichkeit aufgrund negativer Erfahrungen. Während die Angst als Reaktion auf eine Bedrohung immer situationsbezogen auftritt ist die allgemeine Ängstlichkeit ein andauernder Zustand.

Was der Hund als Bedrohung empfindet kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt ein paar Dinge, bei denen es erstmal ganz normal ist, dass der Hund Angst vor ihnen hat. Dazu gehören zum Beispiel laute Geräusche, erhöhte Wachsamkeit (Angst) im Dunkeln oder Angst vor potenziellen Feinden wie beispielsweise Bären.

Diese Angstauslöser sind so fest in unseren Hunden verankert, dass sie sogar noch greifen wenn mehrere Generationen nie negative Erfahrungen mit ihnen gemacht haben. Angst motiviert unsere Hunde ihr Verhalten der Situation, der Bedrohung anzupassen und somit zu überleben. Vor einem Bären (oder einem Wesen was vielleicht nur ähnlich aussieht) zu fliehen, weil man Angst hat, kann einem im Zweifel das Leben retten. Angst ist also überlebensnotwendig für Lebewesen.

Kann ich die Angst meines Hundes beeinflussen?

Wie stark der Hund auf einen Angstauslöser reagiert kann sehr unterschiedlich sein. Um eine Situation zu bewerten greift der Hund auf vererbtes und erlerntes Wissen zurück und reagiert entsprechend. Angst ist vererbbar. Schaut euch die Elterntiere von Welpen ganz genau an. Fragt wie sie auf laute Geräusche, fremde Menschen oder unbekannte Tiere reagieren.

Die ersten Wochen im Leben eines Welpen sind die Wichtigsten seines Lebens. Das Gehirn entwickelt sich und es werden lauter Verknüpfungen gebildet, die dem Welpen später ermöglichen schnell auf eine Situation zu reagieren. Umso mehr positive Erfahrungen er jetzt macht desto besser. Wichtig ist, dass er die auch schon im Beisein seiner Mutter und Geschwister macht, denn gerade die Mutter ist in den ersten Wochen das wichtigste Vorbild. Die Welpen orientieren sich an ihr und suchen Schutz wenn sie etwas als bedrohlich empfinden. Bleibt die Mutter dann gelassen, weil die Bedrohung keine Bedrohung ist, kommen auch die Welpen relativ schnell wieder zur Ruhe. Sollte die Bedrohung nochmal auftreten, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Angst bei den Welpen nicht mehr ganz so groß ist. Leider funktioniert das genauso gut anders rum.

Umso älter ein Hund wird und umso festgefahrener seine Verhaltensmuster sind desto schwieriger wird es sein Verhalten zu verändern. Trotzdem ist es möglich. Angst bei Hunden ist ein komplexes Thema. Solltest du einen Hund mit einem Angstproblem haben rate ich dir daran zu arbeiten. Die Aussage, Angst wird schlimmer wenn man ihr Beachtung schenkt, weil man den Hund bestätigt, ist völlig veraltet und falsch. Du solltest der Angst deines Hundes unbedingt Beachtung schenken, ihm signalisieren, dass er sicher bei dir ist und ihm zeigen wie er sich in der bedrohlichen Situation verhalten kann. Durch ignorieren, abstrafen oder extreme Konfrontationen wird die Angst immer schlimmer. Du kannst die Angst deines Hundes beeinflussen, zum positiven aber auch zum negativen.

Grundregeln im Hundetraining

Drei wichtige Grundregeln für erfolgreiches Hundetraining

Hundetraining hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Heute wissen wir viel mehr über das Lern- und Sozialverhalten unserer Hunde als noch vor 20 Jahren. Wir haben gelernt, dass Hunde ähnliche Emotionen empfinden wie wir Menschen und auch ähnlich lernen. Wir haben uns mit der Körpersprache unserer Hunde beschäftigt und können sie nun besser verstehen. Damit Hundeerziehung jetzt nicht zur komplizierten Wissenschaft wird kannst du dich an folgende Grundregeln im Hundetraining halten.

Erste Grundregel im Hundetraining – Bestätige das Verhalten, das du haben möchtest

Wie erreiche ich, dass sich mein Hund ruhig verhält wenn er einen anderen Hund sieht? Ganz einfach! Ich bestätige ihn, wenn er sich richtig verhält.

Wir haben gelernt, dass Hunde vermehrt das Verhalten zeigen was sich für sie lohnt. Was für den Hund lohnenswert ist entscheidet er dabei selbst. Unsere Aufgabe ist es, zu wissen was der Hund als lohnenswert empfindet und damit gutes Verhalten zu bestätigen.

Wenn wir einen futterorientierten Hund haben, dem wir immer dann Futter auf den Boden streuen, wenn ein anderer Hund kommt und er sich ruhig verhält, wird unser Hund irgendwann vermehrt auf dem Boden schnüffeln, wenn er andere Hunde sieht. Wir konditionieren das richtige Verhalten mit einem positiven Verstärker.

Zweite Grundregel im Hundetraining – Sag deinem Hund was er tun soll und nicht was er nicht tun soll

Was mache ich, wenn mein Hund kein, für mich, richtiges Verhalten zeigt? Ich sage ihm wie richtiges Verhalten aussieht.

Heute wissen wir, dass Hunde in ähnlichen familiären Strukturen leben wie wir Menschen. Trotzdem gibt es große Unterschieden zum Beispiel im Sozialverhalten. Unsere Hunde müssen erst lernen wie sie sich in unseren familiären Strukturen verhalten sollen und manchmal müssen wir ihnen dabei ein bisschen helfen.

Anstatt ihnen also dauernd zu sagen was sie nicht machen sollen, sollten wir ihnen einfach sagen was wir möchten und anschließend das gewünschte Verhalten bestätigen. Zurück zu unserer Hundebegegnung. Unser Hund kennt das Signal „sitz“. Bei jeder Hundebegegnung sagen wir ihm „sitz“ und belohnen ihn mit Leckerchen. Irgendwann wird er dieses Verhalten wahrscheinlich von alleine zeigen.

Dritte Grundregel im Hundetraining – Verhalten ist immer da aber nicht immer selbstverständlich

Warum reagiert mein Hund auf einmal anders als er es sonst getan hat? Wahrscheinlich, weil sich sein bisheriges Verhalten nicht oder nicht mehr gelohnt hat.

Das sich ein anderes Verhalten mehr lohnt kann unterschiedlichen Gründe haben. Ein häufiger Grund ist, dass wir das Verhalten als selbstverständlich angesehen haben und es deswegen nie bestätigt wurde. Wenn wir jetzt wieder an unsere Hundebegegnung denken, hat sich unser Hund vielleicht immer, für uns, richtig verhalten und dafür nie eine Bestätigung bekommen. Bis zu dem Tag an dem er ohne Vorwarnung zu dem anderen Hund hingezogen hat, uns die Leine aus der Hand gerissen ist und er riesigen Spaß beim Spiel mit dem anderen Hund hatte. Unser Hund hat jetzt möglicherweise gelernt, dass es sich lohnt zu anderen Hund zu ziehen, weil es dann ein tolles Spiel gibt. Er wird das Verhalten jetzt vielleicht öfter zeigen.

Ein anderer Grund ist, dass unser Hund mit seinem aktuellen Verhalten eine so schlechte Erfahrung gemacht hat, dass er in Zukunft anders reagiert. Denken wir jetzt an unsere Hundebegegnung dann wurde unser Hund möglicherweise von einem anderen Hund angegriffen, obwohl er sich, für uns, richtig verhalten hat. In diesem Fall dauert es oft sehr lange das gewünschte Verhalten zurück zu bekommen.

Diese Regel lässt sich auch mit einem sehr schönen Beispiel erklären. Du gehst zur Arbeit, weil du dafür Geld bekommst. Es lohnt sich. Irgendwann bist du in deinem Job so gut, dass du eigentlich mehr Geld bekommen müsstest aber dein Chef stellt die Zahlung ein und möchte, dass du ohne Geld weiter arbeitest. Sehr wahrscheinlich wirst du dir jetzt einen anderen Job suchen der sich wieder mehr lohnt. Für unseren Umgang mit Hunden bedeutet das, dass wir sehr genau überlegen müssen wann und im welchem Umfang wir unsere Belohnungen reduzieren. Richtiges Verhalten ist nicht selbstverständlich.

Fazit zu den drei Grundregeln im Hundetraining

In der Hundeerziehung gibt es noch viele andere Regeln und Grundsätze die sehr sinnvoll sind. Es ist sehr wichtig, dass wir die Motivation unseres Hundes erkennen und richtig einordnen. Das „Warum“ hinter jedem Verhalten erkennen. Nur dann können wir eine passende Belohnung finden oder ein alternatives Verhalten verlangen. Wenn wir das können und die Grundregeln immer im Hinterkopf haben, haben wir es im Hundetraining deutlich einfacher.

Das kleine 1×1 der Hundesprache

Hunde kommunizieren anders als wir Menschen überwiegend durch ihre Körpersprache. Wenn wir uns mit der Hundesprache beschäftigen müssen wir immer genau hinsehen, denn die Körpersprache unserer Hunde besteht aus vielen Signalen, die unterschiedliche Bedeutungen haben können. Das kleine 1×1 der Hundesprache hilft uns dabei unseren Hund besser zu verstehen.

Hundesprache – Ein Signal, viele Bedeutungen

Damit wir die Signale unseres Hundes richtig verstehen und einordnen können, ist es sinnvoll, die Situation als Ganzes zu sehen. Das heißt, wir müssen nicht nur den Kontext beachten, in dem der Hund ein bestimmtes Signal zeigt sondern den gesamten Ausdruck unseres Hundes im Blick haben. Ein Signal kann viele unterschiedliche Bedeutungen haben. Ist ein Signal in der einen Situation noch ein Ausdruck von Freundlichkeit kann es in Kombination mit einem anderen Signal bedeuten, dass der Hund sich sehr unwohl fühlt.

Bevor wir mit dem kleinen 1×1 der Hundesprache beginnen noch eine kleine Anmerkung zum Thema Emotionen. Die Körpersprache unseres Hundes ist der Ausdruck seiner Emotionen. Sie ist wie die Spitze eines Eisberges. Ein winziger Teil an der Oberfläche, der uns vermuten lässt wie es in unserem Hund aussieht. Emotionen sind etwas sehr altes und sehr sinnvolles. Sie helfen unseren Hunden in einer sozialen Gruppe zurecht zu kommen und sichern so ihr Überleben. Emotionen entstehen unbewusst und können vom Hund nicht aktiv beeinflusst werden. Sie können nicht gelöscht oder langfristig unterdrückt werden. Um also ein Gefühl dafür zu bekommen, was gerade in deinem Hund vorgeht, solltest du dich unbedingt mit seinem Ausdrucksverhalten, seiner Körpersprache auseinandersetzten.

Die Verhaltensampel des kleinen 1×1 der Hundesprache

Die Körpersprache unserer Hunde ist so komplex, dass es ganze Bücher über sie gibt. So ein umfangreiches Thema in einem Artikel zusammenzufassen ist natürlich sehr schwierig. Um dir einen guten Einstieg in die Welt der Hundesprache zu ermöglichen, teilen wir die Körpersprache unserer Hunde erst mal in 3 Bereiche auf.

Der grüne Bereich in der Hundesprache

Zeigt dein Hund Signale aus dem grünen Bereich kommt er in der Regel mit der aktuellen Situation gut zurecht. Er signalisiert, dass er sich wohl fühlt, entspannt ist oder freundliche Absichten hat. Es werden nur einzelne und sehr feine Signale, meistens im Bereich des Kopfes, gezeigt.

  • Blinzeln
  • Lecken der Lippen, Züngeln
  • Gähnen
  • Kopf weg drehen, Blick abwenden
  • Schnüffeln
  • Entspannte, lockere Körperhaltung
  • Ausgeglichener Körperschwerpunk

Der gelbe Bereich in der Hundesprache

Wenn dein Hund Signale aus dem gelben Bereich zeigt, kommt er mit der aktuellen Situation nicht so gut zurecht. Er gerät innerlich in Konflikt, ist unsicher und weiß keine Lösung für sein Problem. Im gelben Bereich finden wir auch die Signale aus dem grünen Bereich wieder, allerdings werden sie im gelben Bereich intensiver und in Kombination miteinander gezeigt. Diese Signale werden auch Beschwichtigungs- oder Konfliktsignale genannt.

  • Signale aus dem grünen Bereich intensiver gezeigt oder eine Kombination aus mehreren Zeichen z.B. Kopf wegdrehen und gleichzeitig  starkes lecken der Lippen
  • Übersprungshandlungen = Verhalten, dass nicht im Zusammenhang mit der Situation steht
  • Weggehen, aus der Situation „fliehen“
  • Nackenfell aufgestellt (eine unbewusste Reaktion des Körpers, ähnlich unserer Gänsehaut und unter anderem ein Zeichen für Aufregung)
  • Ohren anlegen
  • Leicht geduckte Körperhaltung
  • Rücken leicht gekrümmt
  • Rute leicht eingezogen
  • Übertriebenes Spielverhalten, Spielaufforderungen
  • Kurzes Erstarren evtl. auch durch hinlegen oder hinsetzten
  • Auf die Seite legen, evtl. ein Bein angehoben
  • Erhöhte Körperspannung
  • Körperschwerpunkt eher hinten

Der rote Bereich in der Hundesprache

Zeigt dein Hund Signale aus dem roten Bereich ist er mit der Situation überfordert, möchte seine Position durchsetzen oder sich vor einer Gefahr verteidigen. Signale aus dem roten Bereich werden gezeigt, wenn der Hund mit den Signalen aus dem gelben Bereich kein Erfolg hatte. Auch im roten Bereich werden Signale aus dem gelben Bereich gezeigt, jedoch wieder viel intensiver und in Kombination miteinander. Der Übergang vom gelben in den roten Bereich kann manchmal innerhalb weniger Sekunden erfolgen. Wir sollten alles dafür tun unsere Hunde nicht in den roten Bereich „rutschen“ zu lassen.

  • Signale aus dem gelben Bereich intensiver gezeigt oder eine Kombination aus mehreren Zeichen z.B. Hund rennt mit stark gekrümmten Rücken, stark eingezogener Rute und tief gesenktem Kopf davon
  • Erstarren, harten Blick
  • Tiefes knurren
  • Schnappen
  • Beißen
  • Extreme Körperspannung
  • Körperschwerpunkt meistens nach vorne gerichtet

Was die Verhaltensampel für uns bedeutet

Die aufgezählten Zeichen sind nur ein kleiner Teil des Ausdrucksverhaltens von Hunden. Wie schon erwähnt gibt es ganze Bücher die mit diesem Thema gefüllt sind. Durch die Verhaltensampel hast du einen groben Überblick darüber, was gerade in deinem Hund vorgeht. Wichtig ist, dass du nicht nur auf das Ausdrucksverhalten deines Hundes sondern auch auf die Situation achtest, in der dein Hund dieses Verhalten zeigt.

Grundsätzlich kann jeder Hund alle Verhaltensweise des kleinen 1×1 der Hundesprache zeigen und grün, gelb oder rot handeln. Wie intensiv die einzelnen Bereiche gezeigt werden und wie schnell ein Hund von dem einen in den anderen Bereich rutscht hängt von vielen verschieden Faktoren ab. Rasse, individueller Charakter, Charakter der Elterntiere, Alter, Geschlecht, gewollte und ungewollte Lernerfahrung sowie die Umwelt bzw. die Situation nehmen Einfluss darauf wie unser Hund reagiert.

Wenn Hunde ihre eigene Sprache verlernen

Heute weiß man, dass das Zeigen von Ausdrucksverhalten angeboren ist, also theoretisch jeder Hund alle Signale des Ausdrucksverhaltens von Geburt an kennt. Die Sache hat nur einen Hacken… Das Verstehen der Signale ist nicht angeboren. Heißt also, der Hund muss erst lernen was die Signale, die er sendet bzw. bei anderen Hunden sieht, überhaupt bedeuten.

Und als wäre das nicht schon schwierig genug gibt es mittlerweile unzählige Züchtungen von Hunden die nicht das gesamte Repertoire ihrer Sprache zeigen können. Hunde mit extrem viel Fell, Schlappohren, faltigen Gesichtern, sehr ausgeprägten Lefzen, kurzer oder kringeliger Rute, aufgestelltem Nackenfell oder steifem Gang sind für „normale“ Hund schwer zu lesen.

Wenn der Mensch das kleine 1×1 der Hundesprache nicht beherrscht

Mit dem Wissen, dass auch unsere Hunde ihre Sprache erst mal mehr oder weniger lernen müssen kommt natürlich auch eine ganze Menge mehr an Verantwortung auf uns zu. Wir müssen nicht nur die Fremdsprache Hund lernen wir müssen unseren Hund auch dabei unterstützen sie korrekt anzuwenden. Leider passiert es sehr häufig, dass Hunde verlernen angemessen auf Situationen zu reagieren. Der Grund dafür ist der Mensch. Auf einer Straße kommen sich zwei Menschen mit Hund entgegen. Beide Hunde sind an der Leine. Als der Abstand geringer wird fängt der eine Hund an zu knurren. Der Mensch des Hundes fängt an zu schimpfen und ruckt kräftig an der Leine. Was ist jetzt passiert?

Was der Mensch des knurrenden Hundes vielleicht nicht gesehen hat ist, dass der entgegenkommende Hund seinen Hund angestarrt hat. Bevor sein Hund geknurrt hat, hat er durch schnüffeln und wegschauen versucht, den entgegenkommenden Hund freundlich zu stimmen. Weil der Besitzer das nicht gesehen hat und seinen Hund unsanft weitergezogen hat bliebt ihm nichts anderes über. Der entgegenkommende Hund starrt immer noch und kommt auch noch immer näher. Also fängt er zu knurren und sagt damit, „Komm mir bloß nicht zu nah!“ Wenn sich dieses Szenario einige Male wiederholt und der Mensch immer gleich reagiert wird der Hund irgendwann nicht mehr „gelb“ sondern direkt „rot“ handeln. Er wird möglicherweise entgegenkommende Hunde angreifen um sie zu vertreiben. Das alles nur, weil sein Mensch nicht verstanden hat, dass ihm der Abstand zum anderen Hund zu gering ist und er nicht weiß was er tun soll.

Solche „Fehler“ wieder auszubügeln dauert sehr lange. Oft haben Mensch und Hund monate- oder sogar jahrelanges Training vor sich. Alles nur, weil der Mensch das kleine 1×1 der Hundesprache nicht konnte. Vermeide solche Fehler, indem du Hündisch lernst!


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Das andere Ende der Leine

Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt – Ein Buch von Patricia B. McConnell

„Haushunde teilen ihr Leben definitionsgemäß mit einer anderen Spezies, mit uns. Deshalb ist dies ein Buch für Hundefreunde aber nicht nur ein Buch über Hunde. Es ist auch ein Buch über Menschen. Es ist ein Buch darüber worin wir unseren Hund ähneln und worin wir von ihnen verschieden sind.“ Mit diesem Satz beschreibt Patricia B. McConnell im ersten Kapitel ihr Buch und lässt damit erahnen, dass es eben nicht nur um unseren Freund den Hund geht. Das andere Ende der Leine beschäftigt sich damit, wie wir Menschen auf unsere Hunde wirken und welche Rolle wir bei Beziehungsproblemen mit unseren Vierbeinern spielen.

Daten und Fakten zum Buch „Das andere Ende der Leine“

Das andere Ende der Leine erschien 2018 als Taschenbuch und wurde durch den Kynos Verlag veröffentlicht. Auf 320 Seiten erfahren wir eine ganze Menge über Hunde aber noch viel mehr über uns. Wer sind wir eigentlich und wer sind unsere Hunde? Wie Hunde unser Verhalten verstehen und wie wir in Zukunft Missverständnisse mit unserem Vierbeiner vermeiden können erfahren wir unter anderem durch, zum Teil sehr witzige, Geschichten aus dem Leben von Patricia B. McConnell.

Die Autorin – Patricia B. McConnell

Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet Patricia B. McConnell als Tierverhaltenstherapeutin und außerordentliche Professorin für Zoologie. Sie ist 1948 in Phoenix, Arizona geboren und hat bereits mehrere Bücher zum Thema Hundeverhalten und Kommunikation veröffentlicht. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden, einer Katze und einer Schafsherde in Wisconsin.

Das andere Ende der Leine – Zum Buch

Wenn wir uns mit Verhaltensproblemen bei Hunden beschäftigen müssen wir natürlich wissen wie sich Mensch und Hund Verhalten. Patricia B. McConnell bringt uns durch viele Geschichten aus ihrem Alltag die Spezies Hund aber auch die Spezies Mensch näher.

„Oft sind wir uns gar nicht bewusst wie wir uns in der Nähe unserer Hunde bewegen. Es scheint eine sehr menschliche Eigenschaft zu sein, dass wir nicht wissen, was wir mit unserem Körper machen und uns nicht bewusst sind wo unsere Hände sind oder das unser Kopf sich gerade gedreht hat. Wir senden zufällige Signale aus… während unsere Hunde verwirrt zusehen…“ Im Gegensatz zu unseren Hunden kommunizieren wir Menschen zum größten Teil über verbale Sprache. Das was wir aussprechen passt dabei häufig nicht zu unserer Körperhaltung und schon sind sie entstanden, die Beziehungsprobleme mit unserem Hund. Während der Hund tut was unser Körper ihm vermittelt regen wir uns auf, dass er nicht tut was wir sagen. Die ersten Kapitel des Buches „Das andere Ende der Leine“ befassen sich mit der Art wie Menschen kommunizieren, was unsere Hunde verstehen und wie wir die Kommunikation mit unseren Hunden verbessern können.

Im weiteren Verlauf des Buches geht es natürlich auch um den Hund. Wer sind unsere Hunde? Wie erleben sie unsere Umwelt und welche Gemeinsamkeiten haben wir mit ihnen? Besonders unsere fast schon einzigartige liebe zum Spiel wird hervorgehoben. Menschen und Hunde spielen meistens bis ins hohe Alter. Gemeinsam, mit Artgenossen oder mit einem Gegenstand. Natürlich gibt es auch im Spielverhalten wieder Unterschiede, die es zu beachten gilt, damit es für beide ein Vergnügen bleibt.

Doch was wenn unsere Kommunikation nicht der Grund für unser Problem ist und wir uns der Unterschiede beider Spezies bewusst sind? Hunde, die nicht den optimalen Start ins Leben hatten, fällt es oft sehr viel schwerer, sich in unserer Welt zurecht zu finden. Auch darüber spricht Patricia B. McConnell in ihrem Buch. Wie sollte der optimale Start im Leben eines Welpen aussehen. Worauf müssen wir achten, wenn wir uns einen Welpen kaufen und was wenn wir uns einen Hund ins Haus geholt haben der eben nicht den optimalen Start hatte?

Mein persönliches Fazit

„Wer Hunde sind und wie sie sich verhalten wird zum Teil davon bestimmt wer wir Menschen sind und wie wir uns Verhalten. „

Dieser Satz ist für mich zu einer Art Leitsatz geworden. Das andere Ende der Leine hat mir nochmal deutliche gemacht wie wichtig es ist auf meine Körpersprache und meine Gedanken zu achten wenn ich mit Mensch-Hund Teams arbeite oder auch wenn ich mit meinen eigenen Hunden unterwegs bin. Ein wirklich tolles Buch, das mich vor allem auch durch die vielen schönen aber manchmal auch traurigen Geschichten überzeugt hat. Auch wenn ich in Sachen Trainingsmethoden nicht immer der gleichen Meinung bin wie Patricia B. McConnell würde ich „Das andere Ende der Leine“ trotzdem jedem empfehlen der mehr über sich und seinen Hund erfahren möchte.

Das andere Ende der Leine – Das Hörbuch auf Spotify

Verstärker im Hundetraining

Positive und negative Verstärker im Hundetraining

Verstärker im Hundetraining sollen uns dabei helfen, dass unsere Hunde gewünschtes Verhalten öfter zeigen und erlernen. Wenn wir von Verstärkern im Hundetraining sprechen, denken die meisten Menschen als erstes an eine Belohnung in Form von Leckerchen. Futter ist dabei einer von vielen möglichen (positiven) Verstärkern mit denen wir arbeiten können. Wo ist jetzt aber der Unterscheid zwischen positiver und negativer Verstärkung, welche Vor- und Nachteile gibt es und wie wendet man Verstärker im Hundetraining an?

Arten von Verstärkern im Hundetraining

Im Hundetraining gibt es verschiedene Arten von Verstärkern. Ein Verstärker soll dabei letztendlich immer eine Art Belohnung für den Hund darstellen und die Worte positiv und negativ haben erst mal nichts mit der Gefühlslage des Hundes zu tun. Bei positiver Verstärkung kommt etwas, für den Hund, angenehmes hinzu. Das gezeigte Verhalten wird so verstärkt und entsprechend öfter ausgeführt. Bei negativer Verstärkung hört etwas, für den Hund, unangenehmes auf, sobald er gewünschtes Verhalten zeigt. Das gewünschte Verhalten wird so verstärkt und in Zukunft öfter oder schneller ausgeführt.

Motivation und Funktion von Verstärkern im Hundetraining

Was für den Hund ein Verstärker, eine Belohnung ist, entscheidet der Hund. Es kommt auf die Situation an welche Art der Belohnung gewählt werden muss. Daher unterscheidet man Verstärker auch nach ihrer Motivation für den Hund. Ein Hund ist intrinsisch motiviert (aus sich selbst heraus motiviert), wenn er etwas tut was er von Natur aus gerne macht. Wenn der Hund eine Arbeit oder ein Verhalten ausführen darf, welches er aus eigenem Antrieb ausführen möchte. Das beste Beispiel hierfür sind Arbeitsrassen die z.B. für Jagdzwecke gezüchtet wurden. Wenn sie Jagdverhalten zeigen und ausführen, werden im Gehirn Endorphine ausgeschüttet und der Hund belohnt sich sozusagen selbst.

Wenn der Hund zur Motivation eine äußere Belohnung benötigt, um ein Verhalten zu zeigen dann sprechen wir davon, dass der Hund extrinsisch (von außen) motiviert ist. Verstärker kann man nochmal in primäre und sekundäre Verstärker unterteilen.

Primäre Verstärker sind dabei Dinge die der Hund, ohne eine Lernerfahrung, gerne mag oder erreichen möchte. In den meisten Fällen kommt hier unser bekanntes Leckerchen zum Einsatz. Je nach Hund kann aber auch Spielzeug oder Zuwendung ein primärer Verstärker sein. Als sekundäre Verstärker bezeichnet man Dinge, die durch klassische Konditionierung mit einem primären Verstärker verknüpft sind. Sekundäre Verstärker sind also erlernte Verstärker und wären dem Hund ohne klassische Konditionierung egal.

Positive Verstärkung – etwas Angenehmes kommt hinzu

Positive Verstärkung dürfte inzwischen fast jedem Hundehalter ein Begriff sein. Auch, wenn es immer noch Menschen gibt, die die Gabe von Leckerchen verweigern, denke ich, dass die Mehrheit der Hundehalter mit positiver Verstärkung arbeitet. Wie oben beschrieben bekommt der Hund für sein Verhalten etwas für ihn positives. Was er in dem Moment als positiv empfindet entscheidet er. Positive Verstärkung kann, wie im vorherigen Abschnitt geschrieben, eine äußere Belohnung oder auch die Durchführung eines Verhaltens sein. Wer langfristige Lernerfolge erreichen möchte arbeitet mit positiver Verstärkung, denn positive Verstärkung hat viele Vorteile.

Vorteile von positiver Verstärkung:

  • langfristige Lernerfolge
  • geringer Stresspegel
  • sehr fehlertolerant daher für Anfänger gut geeignet
  • stärkt die Beziehung zwischen Hund und Mensch
  • Hund hat Spaß am Training, Verknüpft alles was mit dem Training zu tun hat mit positiven Gefühlen

Den vielen Vorteilen steht ein kleiner Nachteil gegenüber. Wir können den Hund nur dann richtig belohnen (positiv verstärken), wenn wir wissen welche Belohnung für den Hund gerade interessant ist. Deshalb ist es so wichtig darauf zu achten, aus welcher Motivation der Hund gerade handelt. Wir müssen von dem Gedanken wegkommen, dass positive Verstärkung ausschließlich über Leckerchen zu bekommen ist.

Beispiele für positive Verstärker im Hundetraining

Primäre Verstärker

  • Futter und Leckerchen
  • Aufmerksamkeit / Zuwendung
  • angeborene Verhaltensmuster ausführen z.B. Jagdverhalten
  • Spielzeug

Sekundäre Verstärker

  • Markerwort / Markersignal
  • erlerntes Verhalten ausführen
  • Aufmerksamkeit / Zuwendung (wenn der Hund diese erst als positiven Verstärker erlernen musste)
  • Spielzeug (wenn der Hund dieses erst als positiven Verstärker erlernen musste)

Negativer Verstärkung – Etwas Unangenehmes hört auf

Wenn wir mit negativer Verstärkung arbeiten, hört etwas Unangenehmes für den Hund auf sobald er gewünschtes Verhalten zeigt. Die unangenehme Einwirkung der negativen Verstärkung dient dazu den Hund zu einem bestimmten Verhalten zu veranlassen.

Negative Verstärkung lässt sich nochmal in zwei Varianten einteilen. Bei der einen Variante lernt der Hund ein bestimmtes Verhalten zu vermeiden, indem wir ihn durch ein zuvor erlerntes Signal vorwarnen. Reagiert er nicht wie gewünscht und führt das Verhalten trotzdem aus kommt der unangenehme Reiz dazu bis er sein Verhalten wieder ändert. Die zweite Variante funktioniert ohne vorheriges Warnsignal. Der unangenehme Reiz selbst ist das Signal und der Hund muss von alleine erkennen welches Verhalten von ihm gewünscht wird.

Bei der Arbeit mit negativer Verstärkung gibt es einiges zu beachten. Genaues Timing ist besonders wichtig. Der unangenehme Reiz muss sofort aufhören, sobald der Hund gewünschtes Verhalten zeigt. Anschließende Lobworte oder Markersignale zeigen dem Hund das er alles richtig gemacht hat. Es wird also zusätzlich immer mit positiver Verstärkung gearbeitet. Wo es machbar ist bekommt der Hund ein Warnsignal bevor der unangenehme Reiz eintritt. Wichtig ist, dass der Hund auch gelernt hat welches Verhalten erwünscht ist. Das wird gerne vergessen. Wie so häufig im Hundetraining lebt auch die negative Verstärkung von Konsequenz. Das heißt, dass der Hund jedes Mal, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt, mit dem unangenehmen Reiz konfrontiert wird und er auch keine Möglichkeit hat sich dem zu entziehen.

Wir müssen uns bewusst machen, dass auch negative Verstärkung eine Art Strafe ist, mit der wir sehr Vorsichtig umgehen sollten. Wenn wir die Regeln der negativen Verstärkung nicht beachten, führt das zu einem erhöhten Stresspegel und negativen Emotionen beim Hund. Trotzdem hat auch negative Verstärkung Vorteile.

Vorteile negative Verstärkung:

  • schnelle Lernerfolge bei richtiger Anwendung
  • Vermeidungsreaktionen halten oft auch ohne „Auffrischung“ lange an
  • Die Motivation des Hundes rückt oft, anders wie bei positiver Verstärkung, in den Hintergrund

Beispiele für negative Verstärker im Hundetraining

Ob und wann wir mit negativer Verstärkung arbeiten, müssen wir genau abwägen. Können wir immer auf das unerwünschte Verhalten reagieren? Hat der Hund die Möglichkeit sich dem unangenehmen Reiz zu entziehen? Sind wir exakt im Timing?
Es gibt ein paar Situationen in denen sich das Arbeiten über negativer Verstärkung durchaus als sinnvoll herausgestellt hat.

Am bekanntesten ist hier wahrscheinlich das Leinentraining. Zieht der Hund bleiben wir stehen. Der Druck an der Leine ist dabei der unangenehme Reiz. Wenn der Hund sein Verhalten ändert und die Leine sich lockert, gehen wir weiter und er wird gelobt.

Negative Verstärkung ist also auch eine Art Strafe für den Hund, wir mit unangenehmen Reizen arbeiten. Das heißt aber nicht, dass wir dem Hund körperlichen Schaden oder Schmerzen zufügen. Manchmal ist es notwendig seinen Hund festzuhalten oder durch eine Leine zu sichern obwohl er gerade so gar keine Lust darauf hat. Was für den Hund unangenehm ist, ist oft abhängig vom Hund und von der Situation.

Wir sollten so oft wie möglich mit positiver Verstärkung arbeiten und das Training zu einem schönen Erlebnis machen.

Strafe im Hundetraining – Muss das sein?


Hier erfährst du wie du mit deinem Hund das laufen an lockerer Leine trainieren kannst


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Klassische und operante Konditionierung

Die Art wie Hunde lernen

Klassische und operante Konditionierung sind zwei Begriffe die im Zusammenhang mit dem Hundetraining immer wieder auftauchen. Doch was ist klassische oder operante Konditionierung? Wie funktionieren sie und geht es in der Hundeerziehung auch ohne? Wenn wir uns mit klassischer und operanter Konditionierung beschäftigen, dann geht es nicht nur darum unseren Hunden Tricks beizubringen sondern es geht darum das Lernverhalten unserer Hunde zu verstehen.

Der Pawlowsche Hund

Wir alle haben schon von ihm gehört, der Pawlowsche Hund. 1905 führte der russische Mediziner und Physiologe Iwan Petrowitsch Pawlow ein Experiment durch um Beobachtungen die er, bei seinen Experimenten im Zusammenhang von Speichelfluss und Verdauung, an Zwingerhunden gemacht hatte zu untersuchen.

Pawlow stellte fest, dass Zwingerhunde auf die Schritte der Pfleger mit Speichelfluss reagierten ohne das Futter in Sicht war. Er vermutete, dass den Schritten regelmäßig Futter folgte und der Hund so das Geräusch mit Futter verbunden hatte. Um das zu prüfen ließ er im engen Zusammenhang mit dem Futter des Hundes eine Glocke erklingen. Nach mehreren Wiederholungen reagierte der Hund bereits auf den Glockenton mit Speichelfluss. Die Entdeckung der klassischen Konditionierung.

Wie funktioniert klassische Konditionierung?

Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz mit einem unbedingten Reiz, der eine unbedingte Reaktion hervorruft, verknüpft. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Im Fall von Pawlow ist der neutrale Reiz die Glocke. Die Glocke löst ohne Lernerfahrung beim Hund keine Reaktion aus. Der unbedingte Reiz ist das Futter, welches Speichelfluss auslöst sobald der Hund es riecht bzw. sieht. Der Speichelfluss ist die unbedingte Reaktion. Sie ist angeboren und wird durch den unbedingten Reiz ausgelöst.

Um den neutralen Reiz, Glocke, mit dem unbedingten Reiz, Futter, zu verknüpfen müssen beide über einen längeren Zeitraum im engen Zusammenhang auftretet. Heißt also; Kurz bevor der Hund sein Futter bekommt ertönt die Glocke. Wenn wir jetzt nach einigen Wiederholungen die Glocke klingeln, werden wir feststellen, dass der Hund mit Speichelfluss reagiert, auch wenn wir kein Futter in der Hand haben. Der neutrale Reiz ist zu einem bedingten Reiz geworden, dem eine bedingte/erlernte Reaktion folgt.

Wo finden wir klassische Konditionierung im Alltag mit unseren Hunden

Immer dann, wenn wir im Hundetraining mit einem Klicker, einem Marker- oder Lob Wort, einem Kommando oder einem anderen Signal arbeiten, arbeiten wir mit klassischer Konditionierung. Eigentlich ist es egal was wir im Hundetraining machen, die klassisch Konditionierung ist immer ein Teil davon und der Grundstein für alles Weitere. Wenn du im Training eine Hundepfeife einsetzt, ist der erste Schritt den Ton der Hundepfeife mit der Belohnung zu verknüpfen. Arbeitest du mit einem Klicker, verknüpfst du den „Klick“ mit der Belohnung. Möchtest du das dein Hund z.B. „Sitz“ lernt kommt, wenn der Hund schon sitzt, das Signal gefolgt von der Belohnung. Durch klassische Konditionierung bekommen Dinge eine emotionale Bedeutung. Doch wie geht es weiter?

Gib Verhalten eine Funktion

Operante Konditionierung ist eine natürliche Lernform, die es Lebewesen ermöglicht ihr Verhalten an eine veränderte Lebenssituation anpassen zu können. Geprägt wurde diese Art der Konditionierung vor allem durch die Psychologen Edward Lee Thorndike und Burrhus Frederic Skinner. Bei der operanten Konditionierung wird Verhalten durch eine darauf folgende Konsequenz entweder gefördert oder verringert. Während wir also bei der klassischen Konditionierung mit einem Reiz eine Reaktion auslösen, wollen wir mit der operanten Konditionierung die Reaktion durch folgenden Konsequenzen bestätigen oder verringern.

Wie funktioniert operante Konditionierung?

Eigentlich ist es ganz einfach. Lohnt sich ein Verhalten für deinen Hund, weil er dadurch beispielsweise Aufmerksamkeit oder Futter von dir bekommt, wird er es in Zukunft öfter zeigen. Lohnt sich ein Verhalten nicht für deinen Hund oder ist sogar unangenehm für ihn wird er dieses Verhalten weniger oft zeigen. Allerdings haben bereits frühe Tierversuche gezeigt, dass angenehme Konsequenzen am wirkungsvollsten sind.

Wir haben unseren Hund also mithilfe der klassischen Konditionierung auf das Geräusch eines Klickers konditioniert. Wenn wir über einen längeren Zeitraum immer dann klicken und belohnen sobald der Hund sitzt, wird er dieses Verhalten in Zukunft öfter zeigen. Jetzt verknüpfen wir, nach dem Prinzip der klassischen Konditionierung, das Signal „Sitz“ mit dem entsprechenden Verhalten. Also; Hund sitzt, Signal, klick, Belohnung. Nach mehreren Wiederholungen kommt das Signal schon bevor der Hund sitzt. Also; Signal, Hund sitzt, klick, Belohnung.

Wo finden wir operante Konditionierung im Alltag mit unseren Hunden?

Ganz einfach, überall. Immer wenn wir möchten, dass ein Verhalten unseres Hundes mehr oder weniger wird, immer wenn wir möchten, dass aus einer klassisch konditionierte Reaktion ein funktionales Verhalten wird, wenn wir Verhalten „abrufbar“ machen möchten dann arbeiten wir mit operanter Konditionierung.

Fazit – Klassische und operante Konditionierung

Im Alltag mit unseren Hunden gehen klassischen und operante Konditionierung oft ineinander über und beides funktioniert übrigens auch ganz wunderbar ohne unser aktives Zutun. Bestes Beispiel hierfür ist das Jagen von Wild oder anderem. Ohne das wir unserem Hund ein Signal dafür gegeben haben oder das Jagen jemals mit ihm geübt haben… Ist er einmal einem Reh hinterher gerannt wird er es wahrscheinlich wieder tun. Der Grund dafür ist das gute Gefühl, die Glückshormone die beim Rennen ausgeschüttet werden. Fazit des Hundes: „Das Jagen eines Rehs ist der größte Spaß auf Erden. Das sollte ich öfter machen.“

Diese Lernformen sind auch keinesfalls nur auf unsere Hunde beschränkt. Alle Säugetiere lernen über klassische und operante Konditionierung. Auch wir Menschen. Über Versuch und Irrtum finden wir heraus wie sich bestimmte Probleme lösen lassen oder wie wir bei unseren Mitmenschen besser ankommen. Kommunikation wäre ohne diese Lernformen wahrscheinlich nicht denkbar. Klassische und operante Konditionierung sind sehr komplexe Themen die noch viel umfangreicher sind als hier beschrieben. Mach dir im Alltag und im Training mit deinen Hunden stets bewusst wie wichtig klassische und operante Konditionierung sind.


Hier erfährst du mehr über Verstärker im Hundetraining


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

Der Super Abruf mit der Hundepfeife

So baust du eine Hundepfeife in deinen Abruf ein

Wenn wir mit unseren Hunden unterwegs sind ist es immer schön wenn wir ihnen auch die Möglichkeit zum Freilauf geben können. Dies ist natürlich nur machbar, wenn sich der Hund auch zuverlässig Abrufen oder Stoppen lässt sobald dies notwendig ist. Wie du den einfachen Abruf trainieren kannst habe ich bereits hier beschrieben. Was aber wenn dein Hund dabei ist einen Hasen zu jagen oder er so weit weg ist, dass du ihn nicht mehr sehen kannst? Für diese schwierigen Situationen kommt der Super Abruf mit der Hundepfeife zum Einsatz.

Die Vorteile einer Hundepfeife

Der Super Abruf mit der Hundepfeife soll den Hund zur sofortigen Umkehr bewegen, egal was er gerade tut. Hohe Töne werden von unseren Hunden sehr viel besser wahrgenommen als von uns Menschen. Zudem haben sie, durch ihre extrem beweglichen Ohren, die Fähigkeit Geräusche ziemlich genau zu orten und durch selektives Hören andere Geräusche auszublenden. Wenn wir unseren Hund in schwierigen Situationen rufen kann es passieren, dass er uns nicht hört oder durch unsere Tonlage beeinflusst wird. Das berühmte Phänomen vom Hund der nicht kommt weil wir sauer sind. Natürlich nicht. Wir würden auch nicht freudestrahlend zu jemanden laufen der uns anschreit. Unsere Emotionen werden durch unsere Stimme immer mit transportiert und dadurch rufen wir immer anders. Ob wir wollen oder nicht. Der Super Abruf mit der Hundepfeife hört sich immer gleich an.

Welche Hundepfeife für den Super Abruf?

Es gibt viele unterschiedliche Hundepfeifen auf dem Markt. Sie bestehen aus unterschiedlichen Materialien und erzeugen unterschiedliche Tonhöhen. Die meisten Hundepfeifen liegen in einem Frequenzbereich zwischen 16.000 und 22.000 Hz. Es gibt auch Pfeifen die in einem noch höheren Frequenzbereich liegen. Neben Pfeifen mit nur einem Ton gibt es auch Pfeifen die einen Einzelton und einen Trillerpfiff erzeugen. Ich persönlich bevorzuge Hundepfeifen die einen Ton erzeugen, der auch für den Menschen hörbar ist. Dadurch, dass man den Ton hört ist das Training sehr viel einfacher. Schön sind auch die Hundepfeifen, die zwei Töne erzeugen, so hat man die Möglichkeit ein zweites Signal mit der Pfeife zu verknüpfen.

Wie bauen wir den Super Abruf mit der Hundepfeife auf

Im ersten Schritt konditionieren wir den Ton der Hundepfeife mit einer Jackpot Belohnung. Wichtig ist, dass es den Jackpot nur gibt wenn der Pfiff ertönt. Heißt also, dass dein Hund bei dir ist, du pfeifst und er bekommt direkt die Jackpot Belohnung. Nach ca. 10 Wiederholungen fängst du an die Distanz zwischen dir und deinem Hund zu steigern. Achte darauf, dass du in Reizarmer Umgebung (z.B. dein Garten) trainierst, sodass du immer Erfolg beim Training hast. Auch hier reichen ca. 10 Wiederholungen.

Ab jetzt kannst du den Super Abruf immer mal wieder auf Spaziergängen, zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten, einsetzten. Trainiere den Super Abruf nicht zu häufig, damit die Aufregung auf den Jackpot nicht verfliegt. Wenn du sagen kannst, dass dein Hund auf der Stelle umdreht und zu dir zurück kommt wenn du pfeifst, dann hast du den Super Abruf etabliert. Für den Fall, dass das nicht so ist gehe im Training einen Schritt zurück.

Du kannst dir den Super Abruf mit der Hundepfeife wie einen Akku vorstellen. Hast du ihn richtig konditioniert ist dein Akku voll. Jedes Mal wenn du die Hundepfeife nutzt um deinen Hund aus einer schwierigen Situation abzurufen verbrauchst du deinen Akku. Es ist also wichtig deinen Akku regelmäßig wieder aufzuladen, indem du in einfachen Situationen mit einer Jackpot Belohnung trainierst.

Die Jackpot Belohnung

Der Pfiff muss für deinen Hund bedeuten, dass er gleich den Jackpot bekommt. Was für deinen Hund ein Jackpot ist hängt ein bisschen von ihm selbst ab. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Katzennassfutter, Frikadellen, oder Fleischwurst für die meisten Hunde ein absolutes Highlight sind. Wichtig ist, dass du den Jackpot sonst nie im Training einsetzt. Zumindest nicht, solange der Super Abruf mit der Hundepfeife noch nicht richtig etabliert ist. Eine Jackpot Belohnung zu bekommen bedeutet auch, dass der Hund nicht nur ein, zwei kleine Brocken bekommt. Er soll sich richtig an der Dose bedienen können.

Du musst jetzt natürlich nicht den Rest deines Lebens mit Fleischwurst in der Tasche rumlaufen. Sobald der Super Abruf richtig sitzt benötigst du die Jackpot Belohnung nur wenn du deinen Akku wieder aufladen möchtest. Kommst du also in die Situation, dass du den Super Abruf mit der Hundepfeife benutzten musst bekommt dein Hund das an Belohnung was du gerade dabei hast und zwar in Mengen. Feier eine Party wenn er kommt, spiel mit ihm, gib ihm alle Leckerchen die du hast. Die Emotionen die dabei entstehen sind das Wichtige. Gerade wenn du gegen ein weglaufendes Reh anstinken möchtest musst du dich richtig ins Zeug legen um ansatzweise besser zu sein.

Die häufigsten Fehler im Training

Einer der größten Fehler im Training des Super Abrufes ist, dass er nicht richtig aufgebaut oder etabliert wurde. Wenn du also noch nicht das Gefühl hast, dass dein Hund auf das Signal der Hundepfeife sofort umdreht, bleib bei deinem aktuellen Trainingsschritt oder geh im Zweifel einen Schritt zurück. Fehler können auch bei der Belohnung entstehen. Ist die Belohnung hochwertig genug? Wird sie wirklich nur für den Super Abruf verwendet? Wird die Belohnung direkt gegeben und vor allem bekommt der Hund ausreichend davon? Auch wenn der Hund nicht sofort zurückkommt und das Reh erst noch ein paar Meter weiter jagt bekommt er die Belohnung wenn er zurückkommt. Sei froh, dass er wieder da ist und sei beim nächsten Mal etwas aufmerksamer.

Ist das Signal erst mal etabliert kommen weitere Fehlerquellen dazu. Wie oben beschrieben musst du deinen Rückruf Akku immer wieder aufladen. Tust du das nicht und nutzt den Super Abruf immer nur in schwierigen Situationen lernt dein Hund, dass die Hundepfeife immer nur dann benutzt wird wenn z.B. ein Reh in der Nähe ist. Verwende den Rückruf mit der Hundepfeife auch nicht zu oft, weil du sonst den Überraschungseffekt und die Attraktivität der Belohnung verlierst. Also immer mal wieder, in unterschiedlichsten Situationen den Akku aufladen, sodass der Hund nicht vorhersehen kann wann es mal wieder so weit ist.

Abschließend möchte ich nochmal erwähnen, dass die Hundepfeife kein Allheilmittel gegen einen jagenden Hund ist. Je nachdem wie ausgeprägt der Jagdtrieb deines Hundes ist solltest du abwägen ob er überhaupt in den Genuss von Freilauf kommen kann. Um ohne Leine laufen zu können sollte dein Hund auch gelernt haben sich nicht zu weit von dir weg zu bewegen und zu stoppen wenn du es sagst. Meine Hunde dürfen außerdem Straßen und Wege nicht ohne meine Erlaubnis verlassen und werden großzügig belohnt wenn sie Wild oder ähnliches durch ihre Körpersprache anzeigen.

Der Trick mit der Leinenführigkeit

So übst du die Leinenführigkeit mit deinem Hund

Wenn ich unterwegs Menschen mit Hund sehe, sehe ich ganz oft einen Hund der wie verrückt einen völlig genervten Menschen hinter sich her zieht. Um das unangenehme ziehen und zerren zu vermeiden lassen viele Menschen ihre Hunde einfach frei laufen. Dabei ist Leinenführigkeit etwas sehr Wichtiges. Damit du nicht zu den genervten Haltern gehörst, solltest du von Anfang an die Leinenführigkeit mit deinem Hund üben. Wie, erfährst du hier. 🙂

Die wichtigsten Tipps zum Üben der Leinenführigkeit

Das Wichtigste beim Trainieren der Leinenführigkeit: Timing und Konsequenz. Ohne Timing und Konsequenz wird es sehr viel länger dauern bis du Ergebnisse im Training siehst. Wenn du dir also vornimmst an der Leinenführigkeit deines Hundes zu arbeiten, achte darauf, dass du nicht abgelenkt bist, Zeit hast und schnell reagierst. Damit das Ganze alltagstauglich wird, übe auf jedem Spaziergang immer nur 5-10 Minuten. Je nachdem wie gut du und dein Hund sich konzentrieren können.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten um dem Hund zu signalisieren: Achtung, jetzt trainieren wir das Laufen an lockerer Leine. Mein persönlicher Favorit ist, dass der Hund sich den Rest des Spaziergangs im Freilauf befindet. Freilauf ist natürlich nur möglich, wenn der Hund sich nicht zu weit von mir entfernt und der Abruf zuverlässig funktioniert. Zum Thema Abruf gibt es bereits einen Beitrag.

Wenn dein Hund nicht frei laufen kann, kann eine Kombination aus Halsband und Geschirr im Training hilfreich sein. Ist die Leine am Halsband bedeutet das für den Hund: Wir trainieren jetzt das Laufen an lockerer Leine und ist die Leine am Geschirr hast du Freizeit. Für den „Freizeitmodus“ verwende ich gerne eine Schleppleine, damit der Hund ausreichend Möglichkeiten zum schnüffeln & co. hat. Alternativ kannst du auch ein Brustgeschirr nutzen, das sowohl am Rücken als auch an der Brust einen Ring hat, an dem du die Leine befestigen kannst. Der „Arbeitsmodus“ wäre dann vorne am Geschirr und der „Freizeitmodus“ hinten.

WICHTIG! Wenn du die Leine am Halsband deines Hundes befestigst musst du die Schleppleine auf 1,5-2 Meter aufwickeln oder eine andere Leine benutzen. Die Schleppleine sollte niemals in voller Länge am Halsband befestigt werden. Achte bitte auch auf ein gut sitzendes Geschirr.

Das Timing in der Leinenführigkeit

Die genannten Varianten ermöglichen dir im Training 100% Konsequent zu sein ohne den Hund zu überfordern. Pausen im Training sind sehr wichtig damit keiner den Spaß am Lernen verliert. Der zweite wichtige Faktor im Training ist das Timing. Wenn dein Hund an der Leine zieht, die Leine also stramm ist, bleib sofort stehen und warte bis dein Hund sich in deine Richtung bewegt. Sobald die Leine wieder locker ist kannst du weitergehen. An lockerer Leine solltest du deinen Hund aufjedenfall stimmlich loben, damit er weiß, dass er etwas richtig macht. Zusätzlich kannst du deinen Hund mit Leckerchen belohnen. Achte darauf, dass du die Leckerchen in deiner Nähe gibst und nicht nach vorne oder hinten wirfst. So gestaltest du das in deiner Nähe laufen noch attraktiver und verhinderst, dass dein Hund einen Leinenruck bekommt, weil er zum Leckerchen möchte.

Durch diese Methode lernt der Hund, dass laufen in deiner Nähe total toll ist und er sein Ziel eh nur erreicht, wenn er sich deinem Tempo anpasst. Im ersten Schritt lernt dein Hund deshalb nur, dass die Leine locker sein soll. Wir achten nicht darauf wo er läuft (links, rechts, vorne, hinten) und wir achten auch nicht darauf ob er uns anschaut. Erst mal muss er verstehen, dass die lockere Leine locker sein soll.

Weitere Möglichkeiten im Training

Stehen bleiben ist eine Möglichkeit um dem Hund zu vermitteln, dass die Leine locker sein soll. Eine andere Möglichkeiten ist immer mal wieder die Richtung zu wechseln. Die Richtung wechselst du im Idealfall schon bevor der Hund an der Leine zieht. Wenn du in die entgegengesetzte Richtung läufst, gib deinem Hund genug Zeit zum reagieren und sprich ihn ggf. auch an, bevor du die Richtung wechselst. Reiß ihn nicht einfach mit und geh auch nicht weiter, wenn er gerade sein Geschäft macht. Wenn dein Hund dann an lockerer Leine mitkommt, wird er natürlich gelobt und belohnt. Es gibt Hunde die nach mehrmaligem Richtungswechsel völlig überdrehen und ein kleines Spiel daraus machen. Achte also genau auf deinen Hund und wenn du das Gefühl hast, dass er so noch mehr an der Leine zieht dann wechsle nur sehr, sehr selten die Richtung.

Fehlerquellen im Training

Ein häufiger Fehler im Training ist, dass dein Hund immer mal wieder Erfolg mit an der Leine ziehen hat oder, dass das Laufen in deiner Nähe einfach nicht besonders schön ist. Achte also darauf, dass dein Hund im „Arbeitsmodus“ nicht durch ziehen an sein Ziel kommt und immer für die lockere Leine gelobt und belohnt wird.

Weitere Fehlerquellen sind Trainingszeitpunkt, Trainingslänge und auch die Leinenlänge. Trainiere in Situationen, in denen dein Hund nicht zu aufgeregt ist. Gestalte eine Trainingseinheit so, dass du sie beendest bevor dein Hund mit seiner Konzentration am Ende ist. Und gib deinem Hund auch im Training ausreichend Leinenlänge und Zeit zum schnüffeln. Eine kurze Leine ist viel schneller auf Zug als eine etwas längere. So vermeidest du ständiges Stopp & Go und damit verbundenen Frust.

Wenn du das Training jetzt noch mit Ruhe, Geduld und Ausdauer angehst, deinen Hund nicht überforderst und von ihm nicht gleich alles auf einmal verlangst hast du in null Komma nichts einen Hund der wunderbar an lockerer Leine läuft. Sollte für deinen Hund jeder kleinste Reiz eine Ablenkung sein kannst du die Leinenführigkeit auch erst in deinem Wohnzimmer oder deinem Garten trainieren.

Viel Spaß beim Training. 🙂


Hier erfährst du wie du einen sicheren Abruf trainieren kannst

Der Wolf im Hundepelz

Hundeerziehung aus unterschiedlichen Perspektiven – Ein Buch von Günther Bloch

„Was darf der Haushund und was nicht? Verliere ich meine Ranghoheit, wenn sich mein Hund genüsslich auf dem Sofa räkelt? Muss ein Hund ständiger Kontrolle unterliegen oder darf er auch gewisse Freiheiten genießen?“ Mit Fragen, die sich sicher viele Hundehalter stellen, beginnt der Klappentext des Buches „Der Wolf im Hundepelz“. Fragen zu denen es unterschiedliche Meinungen und Antworten gibt. Hundeerziehung, ein Thema zu dem es so viele vermeintliche Experten gibt und das unheimliches Diskussionspotenzial hat. Gibt es ihn überhaupt, den „richtigen Weg“ und wie sieht er aus?

Daten und Fakten zum Buch „Der Wolf im Hundepelz“

Das Buch wurde 2004 über den Kosmos-Verlag als gebundene Ausgabe veröffentlicht. Es beschäftigt sich auf 208 Seiten mit den Grundlagen der Hundehaltung und Erziehung. Unterschiedlichen Erziehungsmethoden aus verschiedenen Perspektiven, das Aggressionsverhalten des Hundes und der Vergleich Wolf und Hund sowie ihre Beziehung zum Menschen werden genauer unter die Lupe genommen. Ganz nebenbei kann man sich dann noch an 170 schönen Farbfotos erfreuen.

Der Autor – Günther Bloch

Günther Bloch, geboren 1953 in Köln, ist Kynologe und Autor. 1977 gründete er das, bis heute bestehende, Caniden-Verhaltenszentrum Hundefarm „Eifel“ wo Hunde in gemischten Gruppen betreut werden. Seit knapp dreißig Jahren beobachtet Günther Bloch außerdem das Verhalten freilebende Wölfe in Kanada. Weitere Bücher über das Verhalten von Wölfen, Hunden und über die Beziehung von Hund und Mensch sind von ihm geschrieben.

Der Wolf im Hundepelz – Zum Buch

Wie viel Wolf steckt in unseren Hunden? Kann oder sollte man Wolf und Hund überhaupt miteinander vergleichen? Direkt auf den ersten Seiten schreibt Günther Bloch dazu „Der Verhaltensvergleich zwischen Wolf und Hund darf nicht gleich bedeutend sein mit einer Gleichsetzung…“ und „… die enge Verwandtschaft zwischen Wolf und Hund grundsätzlich in Frage zu stellen, wäre allerdings ebenfalls grundlegend falsch.“

Beschäftigt man sich mit der Erziehung von Hunden stolpert man schnell über die Begriffe „Alphatier“, „Rudelführer“ und „Dominanz“. Begriffe die zu hitzigen Diskussionen in der Hundeszene führen. Das erste Kapitel des Buches befasst sich mit dem Wolf. Mit Klischees der Wolfsforschung und ihrer Bedeutung bei der Bewertung von Hundeverhalten. Klischees wie „Menschen müssen das Makierverhalten von Hunden unterbinden um keine Dominazprobleme zu bekommen“. Aussagen die heute noch viele Hundetrainer/innen machen. „Der Wolf im Hundepelz“ vermittelt warum solche Klischees längst überholt sind und wie wir stattdessen reagieren könnten.

Im weiteren Verlauf des Buches wird sich mit dem domestizierten Hund und dem Zusammenleben von Hund und Mensch beschäftigt. Es geht um Rassetypische Verhaltensbesonderheiten, um Kommunikation und um Lernregeln in der Hundeerziehung. Begriffe wie „klassische Konditionierung“ und „positive Verstärkung“ sind verständlich erklärt. Immer wieder wird aufgeführt was das Verhalten von Wolf oder Hund eigentlich für uns bedeuten sollte und wie wir es in unserer Erziehung berücksichtigen können.

Ein weiteres Kapitel ist die „Hundeerziehung aus unterschiedlichen Perspektiven“. Verschiedene Trainingsmethoden werden erklärt und mit Beispielen ausführlich beschrieben. Durch die Vor- und Nachteile einer Methode hat man am Ende eine sachliche Grundlage die einen entweder zum Nachdenken anregt oder in seinem Handeln bestätigt.

Mein persönliches Fazit

Klar ist, dass es bei keiner anderen domestizierten Tierart so viele unterschiedliche Rassen mit so vielen unterschiedlichen Merkmalen zu finden gibt. Das nicht in jeder Rasse ein halber Wolf stecken kann und es nicht für alle Hunde den einen „richtigen Weg“ gibt sollte eigentlich klar sein. Trotzdem gibt es in der Hundeszene immer wieder zwei Extreme. Die „Alphawolf-Fanatiker“ und die „Softies“, die jegliche Rangordnung ablehnen. In dem Buch wird sachlich und mit Humor aufgeführt warum ein „gesundes Mittel“ der richtige Weg sein sollte und das unser Wolf im Hundepelz eben manchmal mehr oder weniger Wolf ist als wir ursprünglich dachten. „Der Wolf im Hundepelz“ ist eins meiner persönlichen Lieblings Hundebücher. Ich möchte behaupten, dass ich durch das Buch das Verhalten meiner Hunde besser verstehen konnte.

Der sichere Abruf des Hundes

So gelingt der der sichere Abruf deines Hundes

Der sichere Abruf des Hundes ist im Alltag unverzichtbar, wenn dein Hund in den Genuss von Freilauf kommen soll. Wie du einen sicheren Abruf aufbaust und was du beim Training beachten solltest erzähle ich dir in diesem Beitrag.

Warum der sichere Abruf des Hundes so wichtig ist

Stell dir vor du gehst mit deinem Hund in der Nähe eines Waldes spazieren. Zwischen euch und dem Wald ist eine Straße. Aus dem Wald kommt ein anderer Spaziergänger mit einem Hund und dein Hund läuft in Richtung Straße um zu dem anderen Hund zu gelangen. In solchen Situationen rettet ein sicherer Abruf Leben und erspart dir viel Ärger. Du möchtest nicht, dass dein Hund von einem Auto überfahren wird und weißt auch nicht ob der andere Hund sich über Hundekontakt freut. Der sichere Abruf des Hundes ist auch im Antijagdtraining oder im Freilauf mit anderen Hunden unerlässlich. Du siehst also, dass dir das Rückruftraining einige Vorteile im Alltag mit deinem Hund bringt.

Das richtige Signal für den Abruf

Zunächst solltest du dir Gedanken über das Richtige Signal machen. Ein langgezogenes „Hiiieeerrr“ eignet sich besonders gut für den Rückruf, da wir es nicht so häufig wie „Komm“ im Alltag benutzen. Außerdem verbinden wir mit dem Wort „Hier“ eine genaue Position. Der Hund soll nicht einfach nur in unsere Richtung kommen sondern er soll sich auf direktem Weg zu uns begeben. Auch, wenn sich das für dich erst mal komisch anhören sollte, die Gedanken, die wir mit unseren Signalen verbinden, haben großen Einfluss darauf wie gut sie funktionieren. Umso eindeutiger deine Gedanken sind, umso klarer ist deine Vorstellung davon was dein Hund tun soll und umso besser kann auch dein Hund deine Signale verstehen.

Die passende Belohnung im Training

Der beste Weg deinem Hund nachhaltig etwas beizubringen ist über positiver Verstärkung zu arbeiten. Der Hund tut etwas Richtiges und bekommt dafür eine Belohnung. Wenn dein Hund zuverlässig zu dir zurückkommen soll, dann sollte es sich für ihn lohnen und aufjedenfall besser sein als das was z.B. auf der anderen Straßenseite auf ihn wartet. Erstelle eine Liste mit verschiedenen Belohnungen, die dein Hund gut findet und die du für dein Rückruftraining verwenden möchtest. Auf deiner Liste können besondere Leckerchen stehen, ein Spielzeug oder ein bestimmtes Spiel, das du mit deinem Hund spielst oder auch Aktivitäten wie buddeln oder rennen. Was für dein Hund eine Belohnung ist, entscheidet er selbst und ist ganz individuell. Dein Ziel ist, du bist immer das Beste was die Welt zu bieten hat. 

Die ersten Trainingsschritte für einen sicheren Abruf

Dein Rückruftraining startest du in einer reizarmen und vertrauten Umgebung. Starte in einfachen Situationen z.B., wenn dein Hund sowieso gerade in deine Richtung läuft oder ruhig durch den Garten schlendert. Außerdem solltest du darauf achten, dass dein Hund entweder durch eine Schleppleine gesichert ist oder ihr euch in einem eingezäunten Gebiet befindet. So kannst du ihn im Zweifel einsammeln, wenn es mit dem Rückruf nicht klappt. Geeignete Orte wären euer Garten, die Standard-Spazierrunde oder eine eingezäunte Fläche die sonst nichts zu bieten hat.

Wenn du dich in der Nähe deines Hundes befindest, rufst du ihn um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Anschließend sagst du dann dein Abrufsignal wie zum Beispiel „Hier“. Rufe deinen Hund mit freudiger, leicht erhöhter Stimme. Geh leicht in die Hocke und nehme eine offene Körperhaltung ein. Kommt dein Hund in deine Richtung gelaufen lobst du ihn. Sobald er bei dir ist bekommt er eine passende Belohnung z.B. besondere Leckerchen. Damit dein Hund von Anfang an lernt, dass er sich nicht nur schnell ein Leckerchen abholt und wieder wegrennt, belohne ihn auch für bei dir sein. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, wenn du mehrere Leckerchen hintereinander gibst. Du beendest die Belohnungssequenz mit deinem Ende-Signal, beispielsweise „Lauf“ oder „Frei“ und dein Hund kann wieder laufen. 

Den Abruf ausbauen

Im Laufe deines Trainings vergrößerst du die Distanz zu deinem Hund, wenn du ihn rufst. Wenn er neun von zehn Malen sicher zu dir zurück kommt, kannst du Ablenkung in dein Training einbauen. Dafür verringerst du wieder die Distanz und trainierst den Abruf an unterschiedlichen Orten. Achte bitte auch jetzt darauf, dass dein Hund durch eine Schleppleine oder einen Zaun gesichert ist. Du vergrößerst die Distanz erst wieder, wenn der Abruf unter Ablenkung neun von zehn Malen erfolgreich war. Zwischendurch wird immer wieder in reizarmer Umgebungen ohne Ablenkung trainiert. So verhinderst du, dass dein Hund lernt, dass er nur gerufen wird, wenn was Interessantes in der Nähe ist.

Tipps und Tricks für erfolgreiches Abruftraining

Was mache ich, wenn mein Hund nach mehrmaligem Rufen nicht kommt?
Wenn das der Fall ist, solltest du aufjedenfall dein Training anpassen und nochmal 1-2 Schritte zurückgehen. Überprüfe auch deine Belohnungen. Sind sie für deinen Hund wirklich besser als alles andere? Grundsätzlich versuche ich mein Training immer so zu gestalten, dass ich meinen Hund nur einmal rufen muss. Reagiert er dann nicht kann ich ihn z.B. über die Schleppleine vorsichtig zu mir holen.  

Muss ich meinen Hund immer belohnen, wenn ich ihn rufe?
Ganz klar ja. Ansonsten kann es passieren, dass dein Hund abwägt ob es sich lohnt zu dir zu kommen oder ob er lieber sein eigenes Ding macht. Bei einem einfachen Abruf kann und sollte man im Laufe des Trainings anfangen die Belohnung zu variieren. So kannst du der Situation und der Motivation deines Hundes angepasst belohnen. Das kann dann auch manchmal nur gewöhnliches Trockenfutter sein, belohnt wird er aber immer. 

Wie lange und wie häufig sollte ich den Abruf mit meinem Hund trainieren?
Um einen sicheren Abruf des Hundes zu ermöglichen kannst du mit deinem Hund mehrmals in der Woche üben. Dein Hund soll weder lernen, dass dein Abrufsignal nur kommt, wenn etwas spannendes in der Umgebung ist, noch, dass es immer bedeutet, dass der Spaß vorbei ist. Geübt wird also eigentlich das ganze Hundeleben lang. 

Wann kann mein Hund ohne Leine laufen?
Wenn du im Training eine Schleppleine benutzt hast, kannst du diese mit fortschreitendem Trainingserfolg immer weiter ausschleichen und irgendwann weglassen. Wer seinen Hund aus großer Distanz und unter starker Ablenkung abrufen kann, kann seinem Hund im Normalfall auch Freilauf gewähren. Grundsätzlich ist das aber eine Frage des Hundes. Manche Hunde können z.B. aufgrund ihres ausgeprägten Jagdtriebes nie im Wald frei laufen. Zur Sicherheit deines Hundes und anderer Menschen und Tiere solltest du deinen Hund in Siedlungen, an stark befahrenen Straßen, zur Brut- und Setzzeit sowie immer, wenn dir Menschen mit angeleinten Hunden entgegen kommen an die Leinen nehmen.

Der sichere Abruf des Hundes erleichtert dir den Alltag mit deinem Hund. Dein Hund erlangt dadurch die Möglichkeit frei in seinem eigenen Tempo zu laufen und sich auszupowern. Leine deinen Hund nicht ab, wenn der Abruf nicht funktioniert.

Viel Spaß beim Training. 🙂

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