Hundeschule für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung

Schlagwort: klassische Konditionierung

Grundregeln im Hundetraining

Drei wichtige Grundregeln für erfolgreiches Hundetraining

Hundetraining hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Heute wissen wir viel mehr über das Lern- und Sozialverhalten unserer Hunde als noch vor 20 Jahren. Wir haben gelernt, dass Hunde ähnliche Emotionen empfinden wie wir Menschen und auch ähnlich lernen. Wir haben uns mit der Körpersprache unserer Hunde beschäftigt und können sie nun besser verstehen. Damit Hundeerziehung jetzt nicht zur komplizierten Wissenschaft wird kannst du dich an folgende Grundregeln im Hundetraining halten.

Erste Grundregel im Hundetraining – Bestätige das Verhalten, das du haben möchtest

Wie erreiche ich, dass sich mein Hund ruhig verhält wenn er einen anderen Hund sieht? Ganz einfach! Ich bestätige ihn, wenn er sich richtig verhält.

Wir haben gelernt, dass Hunde vermehrt das Verhalten zeigen was sich für sie lohnt. Was für den Hund lohnenswert ist entscheidet er dabei selbst. Unsere Aufgabe ist es, zu wissen was der Hund als lohnenswert empfindet und damit gutes Verhalten zu bestätigen.

Wenn wir einen futterorientierten Hund haben, dem wir immer dann Futter auf den Boden streuen, wenn ein anderer Hund kommt und er sich ruhig verhält, wird unser Hund irgendwann vermehrt auf dem Boden schnüffeln, wenn er andere Hunde sieht. Wir konditionieren das richtige Verhalten mit einem positiven Verstärker.

Zweite Grundregel im Hundetraining – Sag deinem Hund was er tun soll und nicht was er nicht tun soll

Was mache ich, wenn mein Hund kein, für mich, richtiges Verhalten zeigt? Ich sage ihm wie richtiges Verhalten aussieht.

Heute wissen wir, dass Hunde in ähnlichen familiären Strukturen leben wie wir Menschen. Trotzdem gibt es große Unterschieden zum Beispiel im Sozialverhalten. Unsere Hunde müssen erst lernen wie sie sich in unseren familiären Strukturen verhalten sollen und manchmal müssen wir ihnen dabei ein bisschen helfen.

Anstatt ihnen also dauernd zu sagen was sie nicht machen sollen, sollten wir ihnen einfach sagen was wir möchten und anschließend das gewünschte Verhalten bestätigen. Zurück zu unserer Hundebegegnung. Unser Hund kennt das Signal „sitz“. Bei jeder Hundebegegnung sagen wir ihm „sitz“ und belohnen ihn mit Leckerchen. Irgendwann wird er dieses Verhalten wahrscheinlich von alleine zeigen.

Dritte Grundregel im Hundetraining – Verhalten ist immer da aber nicht immer selbstverständlich

Warum reagiert mein Hund auf einmal anders als er es sonst getan hat? Wahrscheinlich, weil sich sein bisheriges Verhalten nicht oder nicht mehr gelohnt hat.

Das sich ein anderes Verhalten mehr lohnt kann unterschiedlichen Gründe haben. Ein häufiger Grund ist, dass wir das Verhalten als selbstverständlich angesehen haben und es deswegen nie bestätigt wurde. Wenn wir jetzt wieder an unsere Hundebegegnung denken, hat sich unser Hund vielleicht immer, für uns, richtig verhalten und dafür nie eine Bestätigung bekommen. Bis zu dem Tag an dem er ohne Vorwarnung zu dem anderen Hund hingezogen hat, uns die Leine aus der Hand gerissen ist und er riesigen Spaß beim Spiel mit dem anderen Hund hatte. Unser Hund hat jetzt möglicherweise gelernt, dass es sich lohnt zu anderen Hund zu ziehen, weil es dann ein tolles Spiel gibt. Er wird das Verhalten jetzt vielleicht öfter zeigen.

Ein anderer Grund ist, dass unser Hund mit seinem aktuellen Verhalten eine so schlechte Erfahrung gemacht hat, dass er in Zukunft anders reagiert. Denken wir jetzt an unsere Hundebegegnung dann wurde unser Hund möglicherweise von einem anderen Hund angegriffen, obwohl er sich, für uns, richtig verhalten hat. In diesem Fall dauert es oft sehr lange das gewünschte Verhalten zurück zu bekommen.

Diese Regel lässt sich auch mit einem sehr schönen Beispiel erklären. Du gehst zur Arbeit, weil du dafür Geld bekommst. Es lohnt sich. Irgendwann bist du in deinem Job so gut, dass du eigentlich mehr Geld bekommen müsstest aber dein Chef stellt die Zahlung ein und möchte, dass du ohne Geld weiter arbeitest. Sehr wahrscheinlich wirst du dir jetzt einen anderen Job suchen der sich wieder mehr lohnt. Für unseren Umgang mit Hunden bedeutet das, dass wir sehr genau überlegen müssen wann und im welchem Umfang wir unsere Belohnungen reduzieren. Richtiges Verhalten ist nicht selbstverständlich.

Fazit zu den drei Grundregeln im Hundetraining

In der Hundeerziehung gibt es noch viele andere Regeln und Grundsätze die sehr sinnvoll sind. Es ist sehr wichtig, dass wir die Motivation unseres Hundes erkennen und richtig einordnen. Das „Warum“ hinter jedem Verhalten erkennen. Nur dann können wir eine passende Belohnung finden oder ein alternatives Verhalten verlangen. Wenn wir das können und die Grundregeln immer im Hinterkopf haben, haben wir es im Hundetraining deutlich einfacher.

Klassische und operante Konditionierung

Die Art wie Hunde lernen

Klassische und operante Konditionierung sind zwei Begriffe die im Zusammenhang mit dem Hundetraining immer wieder auftauchen. Doch was ist klassische oder operante Konditionierung? Wie funktionieren sie und geht es in der Hundeerziehung auch ohne? Wenn wir uns mit klassischer und operanter Konditionierung beschäftigen, dann geht es nicht nur darum unseren Hunden Tricks beizubringen sondern es geht darum das Lernverhalten unserer Hunde zu verstehen.

Der Pawlowsche Hund

Wir alle haben schon von ihm gehört, der Pawlowsche Hund. 1905 führte der russische Mediziner und Physiologe Iwan Petrowitsch Pawlow ein Experiment durch um Beobachtungen die er, bei seinen Experimenten im Zusammenhang von Speichelfluss und Verdauung, an Zwingerhunden gemacht hatte zu untersuchen.

Pawlow stellte fest, dass Zwingerhunde auf die Schritte der Pfleger mit Speichelfluss reagierten ohne das Futter in Sicht war. Er vermutete, dass den Schritten regelmäßig Futter folgte und der Hund so das Geräusch mit Futter verbunden hatte. Um das zu prüfen ließ er im engen Zusammenhang mit dem Futter des Hundes eine Glocke erklingen. Nach mehreren Wiederholungen reagierte der Hund bereits auf den Glockenton mit Speichelfluss. Die Entdeckung der klassischen Konditionierung.

Wie funktioniert klassische Konditionierung?

Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz mit einem unbedingten Reiz, der eine unbedingte Reaktion hervorruft, verknüpft. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Im Fall von Pawlow ist der neutrale Reiz die Glocke. Die Glocke löst ohne Lernerfahrung beim Hund keine Reaktion aus. Der unbedingte Reiz ist das Futter, welches Speichelfluss auslöst sobald der Hund es riecht bzw. sieht. Der Speichelfluss ist die unbedingte Reaktion. Sie ist angeboren und wird durch den unbedingten Reiz ausgelöst.

Um den neutralen Reiz, Glocke, mit dem unbedingten Reiz, Futter, zu verknüpfen müssen beide über einen längeren Zeitraum im engen Zusammenhang auftretet. Heißt also; Kurz bevor der Hund sein Futter bekommt ertönt die Glocke. Wenn wir jetzt nach einigen Wiederholungen die Glocke klingeln, werden wir feststellen, dass der Hund mit Speichelfluss reagiert, auch wenn wir kein Futter in der Hand haben. Der neutrale Reiz ist zu einem bedingten Reiz geworden, dem eine bedingte/erlernte Reaktion folgt.

Wo finden wir klassische Konditionierung im Alltag mit unseren Hunden

Immer dann, wenn wir im Hundetraining mit einem Klicker, einem Marker- oder Lob Wort, einem Kommando oder einem anderen Signal arbeiten, arbeiten wir mit klassischer Konditionierung. Eigentlich ist es egal was wir im Hundetraining machen, die klassisch Konditionierung ist immer ein Teil davon und der Grundstein für alles Weitere. Wenn du im Training eine Hundepfeife einsetzt, ist der erste Schritt den Ton der Hundepfeife mit der Belohnung zu verknüpfen. Arbeitest du mit einem Klicker, verknüpfst du den „Klick“ mit der Belohnung. Möchtest du das dein Hund z.B. „Sitz“ lernt kommt, wenn der Hund schon sitzt, das Signal gefolgt von der Belohnung. Durch klassische Konditionierung bekommen Dinge eine emotionale Bedeutung. Doch wie geht es weiter?

Gib Verhalten eine Funktion

Operante Konditionierung ist eine natürliche Lernform, die es Lebewesen ermöglicht ihr Verhalten an eine veränderte Lebenssituation anpassen zu können. Geprägt wurde diese Art der Konditionierung vor allem durch die Psychologen Edward Lee Thorndike und Burrhus Frederic Skinner. Bei der operanten Konditionierung wird Verhalten durch eine darauf folgende Konsequenz entweder gefördert oder verringert. Während wir also bei der klassischen Konditionierung mit einem Reiz eine Reaktion auslösen, wollen wir mit der operanten Konditionierung die Reaktion durch folgenden Konsequenzen bestätigen oder verringern.

Wie funktioniert operante Konditionierung?

Eigentlich ist es ganz einfach. Lohnt sich ein Verhalten für deinen Hund, weil er dadurch beispielsweise Aufmerksamkeit oder Futter von dir bekommt, wird er es in Zukunft öfter zeigen. Lohnt sich ein Verhalten nicht für deinen Hund oder ist sogar unangenehm für ihn wird er dieses Verhalten weniger oft zeigen. Allerdings haben bereits frühe Tierversuche gezeigt, dass angenehme Konsequenzen am wirkungsvollsten sind.

Wir haben unseren Hund also mithilfe der klassischen Konditionierung auf das Geräusch eines Klickers konditioniert. Wenn wir über einen längeren Zeitraum immer dann klicken und belohnen sobald der Hund sitzt, wird er dieses Verhalten in Zukunft öfter zeigen. Jetzt verknüpfen wir, nach dem Prinzip der klassischen Konditionierung, das Signal „Sitz“ mit dem entsprechenden Verhalten. Also; Hund sitzt, Signal, klick, Belohnung. Nach mehreren Wiederholungen kommt das Signal schon bevor der Hund sitzt. Also; Signal, Hund sitzt, klick, Belohnung.

Wo finden wir operante Konditionierung im Alltag mit unseren Hunden?

Ganz einfach, überall. Immer wenn wir möchten, dass ein Verhalten unseres Hundes mehr oder weniger wird, immer wenn wir möchten, dass aus einer klassisch konditionierte Reaktion ein funktionales Verhalten wird, wenn wir Verhalten „abrufbar“ machen möchten dann arbeiten wir mit operanter Konditionierung.

Fazit – Klassische und operante Konditionierung

Im Alltag mit unseren Hunden gehen klassischen und operante Konditionierung oft ineinander über und beides funktioniert übrigens auch ganz wunderbar ohne unser aktives Zutun. Bestes Beispiel hierfür ist das Jagen von Wild oder anderem. Ohne das wir unserem Hund ein Signal dafür gegeben haben oder das Jagen jemals mit ihm geübt haben… Ist er einmal einem Reh hinterher gerannt wird er es wahrscheinlich wieder tun. Der Grund dafür ist das gute Gefühl, die Glückshormone die beim Rennen ausgeschüttet werden. Fazit des Hundes: „Das Jagen eines Rehs ist der größte Spaß auf Erden. Das sollte ich öfter machen.“

Diese Lernformen sind auch keinesfalls nur auf unsere Hunde beschränkt. Alle Säugetiere lernen über klassische und operante Konditionierung. Auch wir Menschen. Über Versuch und Irrtum finden wir heraus wie sich bestimmte Probleme lösen lassen oder wie wir bei unseren Mitmenschen besser ankommen. Kommunikation wäre ohne diese Lernformen wahrscheinlich nicht denkbar. Klassische und operante Konditionierung sind sehr komplexe Themen die noch viel umfangreicher sind als hier beschrieben. Mach dir im Alltag und im Training mit deinen Hunden stets bewusst wie wichtig klassische und operante Konditionierung sind.


Hier erfährst du mehr über Verstärker im Hundetraining


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.

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