So erkennst und findest du eine gute Hundeschule in deiner Nähe

Die Anzahl der Hundeschulen in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Da die Begriffe Hundetrainer*in, Hundeverhaltensberater*in o.Ä. nicht geschützt sind, kann sich theoretisch jeder so nennen. Es gibt keine verpflichtende Ausbildung die absolviert werden muss um eine Hundeschule zu eröffnen. Man benötigt lediglich eine Genehmigung vom örtlichen Veterinäramt. Darum sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Hundeschulen oft riesig und Hundehalter*innen müssen genau hinschauen um eine gute Hundeschule zu finden. Aber wie erkenne ich eine gute Hundeschule? Welche Kriterien sollte eine gute Hundeschule erfüllen? Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Zahlen, Daten & Fakten

Laut dem Industrieverband Heimtierbedarf e.V. lebten 2022 in Deutschland rund 10,6 Millionen Hunde und wahrscheinlich ist die Zahl im letzten Jahr nochmal gestiegen. Genauso wie die Zahl der Hundeschulen. 2006 veröffentlichte die Universität Göttingen eine Ökonomische Gesamtbetrachtung der Hundehaltung in Deutschland, in der 765 Hundeschulen ermittelt wurden. Aktuelle Listen aus Branchenbüchern zählen mehr als 3300 Hundeschulen in Deutschland. Da kann man schon Mal den Überblick verlieren. Seit 2014 benötigt man zwar eine Erlaubnis vom örtlichen Veterinäramt um eine Hundeschule zu betreiben, diese sagt jedoch nichts über die tatsächliche Qualifikation der Hundetrainer*innen aus.

Quellen:
https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/acc4738b75a72a7c8fc9fbd5f9a59f78.pdf/Abschlussbericht%2520freigegeben.pdf
https://listflix.de/dienstleistung/bildungseinrichtungen/hundeschulen/

Was bringt mir eine gute Hundeschule?

Eine gute Hundeschule hilft dir dabei das Verhalten deines Hundes richtig einzuordnen und zu verstehen. Grundlagen zum Lernverhalten und zur Körpersprache von Hunden sollten in jeder guten Hundeschule vermittelt werden. Hundeschulen sind natürlich mit einer der ersten Anlaufstellen, wenn es um Problemverhalten geht aber auch, wenn du keine Probleme mit deinem Hund hast, ist der Besuch einer Hundeschule durchaus sinnvoll. Hier lernst du, wie du deinen Hund entsprechend seines Charakters und Alters beschäftigen kannst oder welche gemeinsamen Aktivitäten ihr unternehmen könnt, damit im Alltag keine Langeweile aufkommt. Mittlerweile gibt es eigentlich für jede Altersgruppe passende Angebote. Darüber hinaus sollte eine Hundeschule dich natürlich über die geltenden gesetzlichen Bestimmungen zum Thema Hundehaltung informieren können. Hierzu zählen zum Beispiel eine im Bundesland einheitliche Leinenpflicht, die im Bundesland geltenden Bestimmungen zur Kennzeichnungspflicht von Hunden oder die Notwendigkeit eines Sachkundenachweises.

So findest du eine gute Hundeschule

Und wie erkenne ich eine gute Hundeschule? Diese Frage wollen wir jetzt endlich beantworten. In Zeiten von Social Media und Co. ist das Internet aufjedenfall eine gute erste Anlaufstelle um nach einer passenden Hundeschule zu suchen. Schaue dir die Webseite, die Social-Media-Kanäle und auch die Bewertungen in verschiedenen Portalen an. In vielen Fällen findest du auf der Webseite auch Informationen über die Qualifikationen der Trainer*innen. Vorsicht vor Formulierungen wie „20 Jahre Erfahrung im Hundetraining“. Diese oder ähnliche Formulierungen sagen nichts über die fachliche Kompetenz der Menschen aus. Natürlich muss das nicht direkt ein Ausschlusskriterium sein, wenn du keine anderen Informationen zu Aus- und Weiterbildung findest, frag am besten nach.

Über die Webseite & Co. bekommst du in den meisten Fällen auch schon Informationen über die Arbeitsweise der Trainer*innen. Wenn du keine konkreten oder nur schwammige Aussagen wie „wir arbeiten nach modernsten Methoden“ findest, frag gezielt nach. Dabei kannst du zum Beispiel fragen, was passiert, wenn mein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt? Oder, wie wird unerwünschtes Verhalten unterbrochen? Hundeschulen, die wirklich nach aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft arbeiten werden die Ursache für das Verhalten verändern und nicht einfach das Verhalten des Hundes durch aversive Maßnahmen hemmen.

Der erste Eindruck passt? Dann schaue dir die Stunden vor Ort an. In Hundeschulen, die Präsenzunterricht anbieten sollte es kein Problem sein, einzelne Stunden ohne Hund anzuschauen. Wenn du z.B. auf der Suche nach einem Grunderziehungskurs bist, frag einfach nach, ob du dir eine Stunde von einem laufenden Kurs anschauen kannst. Während der Stunde kannst du nochmal die Ausbildungsmethoden genau unter die Lupe nehmen. Wie werden die Hunde für gutes Verhalten belohnt? Wird mit Klicker oder Markerwort gearbeitet? Machen die Hunde einen entspannten Eindruck? Haben sie Spaß an der Arbeit mit ihren Menschen?

Wenn über Zwang, mit aversiven Maßnahmen wie Erschrecken, in die Seite kneifen oder körperliches Abblocken, gearbeitet wird oder Begriffe wie Rudelführer oder Alphatier fallen, kannst du dir sicher sein, hier wird nicht nach neusten Erkenntnissen der Wissenschaft gearbeitet.

Individuell und Ganzheitlich

Individuelle und ganzheitliche Lösungsansätze sind gerade bei „Problemverhalten“ besonders wichtig. Gute Hundetrainer*innen beziehen andere Fachleute mit ein und stellen sicher, dass die Hunde körperlich gesund sind und die Trainingsausrüstung passend ist. Zughalsbänder ohne Stopp, einschneidende Brustgeschirre, Sprühhalsbänder oder Wurfketten haben im Training nichts zu suchen. Sie gefährden die physische und psychische Gesundheit deines Hundes und verstoßen außerdem gegen das Tierschutzgesetz.

Eine gute Hundeschule wird dich an andere Expert*innen verweisen, sollte sie bei einem Thema nicht helfen können. Mittlerweile haben sich viele Hundetrainer*innen auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert und das ist auch gut so. Das Thema Hundeerziehung und Beschäftigung ist so umfangreich, dass es unmöglich ist jedes Fachgebiet abzudecken.

Mittlerweile gibt es verschiedene Vereine, Organisationen und Netzwerke, die sich für faires, individuelles und gewaltfreies Hundetraining einsetzen. Die Arbeitsweise der zugehörigen Hundetrainer*innen entspricht dieser Art von Training und wird von den Organisationen überprüft. Auf den Webseiten der Organisationen kannst du sehen, ob eine Hundeschule in deiner Nähe Mitglied ist.


Über uns

Ich bin Julia, Hundetrainerin aus Leidenschaft und Inhaberin von Adventure-Dog. Individuelles, faires und vor allem gewaltfreies Hundetraining liegen mir sehr am Herzen.