Was ist eigentlich Angst?

Angst bei Hunden ist ein so umfangreiches Thema, dass ein Artikel wahrscheinlich nicht ausreichen wird. Wenn man sich mit dem Thema Angst bei Hunden befasst ist erst mal wichtig zu wissen was Angst überhaupt ist. Sucht man in der Google Suche nach dem Begriff Angst, dann findet man folgende Definition bei Wikipedia: „Angst ist ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert.“

Eigentlich ist mit dieser Definition geklärt was Angst ist. Das Wichtigste steht gleich am Anfang. Angst ist ein Grundgefühl. Eine Emotion die von allen Hunden, unabhängig von ihrer Entwicklung und Erfahrung, gezeigt und verstanden werden kann. Auch Menschen können, ohne die gleiche Sprache zu sprechen oder in der gleichen Kultur zu leben, erkennen wenn ein anderer Mensch Angst hat.

Der zweite wichtige Punkt der Definition ist, dass es sich bei Angst um ein Gefühl in bedrohlichen Situationen handelt. Was der Hund dabei als bedrohlich empfindet ist sehr individuell und muss nicht unbedingt mit einer negativen Erfahrung zusammen hängen.

Angst bei Hunden ist wie die Angst bei Menschen. Ein negatives Gefühl in einer bedrohlichen Situation. Den Grund für dieses Gefühl müssen wir nicht unbedingt kennen. Es ist halt einfach da.

Angst ist aber nicht nur eine Emotion. Sie ist auch Motivation für bestimmte Verhaltensweisen und ein Stück weit kann sie auch ein Persönlichkeitsmerkmal unserer Hunde sein.

Woher kommt die Angst bei unseren Hunden?

Angst ist also eine Emotion. Nicht nur bei uns Menschen sondern auch bei unseren Hunden. Doch woher kommt die Angst? Warum haben Hunde Angst obwohl sie noch nie etwas Negatives erlebt haben?

Es gibt unterschiedliche Arten von Angst bei Hunden. Einmal die Angst als Reaktion auf eine Bedrohung und allgemeine Ängstlichkeit aufgrund negativer Erfahrungen. Während die Angst als Reaktion auf eine Bedrohung immer situationsbezogen auftritt ist die allgemeine Ängstlichkeit ein andauernder Zustand.

Was der Hund als Bedrohung empfindet kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt ein paar Dinge, bei denen es erstmal ganz normal ist, dass der Hund Angst vor ihnen hat. Dazu gehören zum Beispiel laute Geräusche, erhöhte Wachsamkeit (Angst) im Dunkeln oder Angst vor potenziellen Feinden wie beispielsweise Bären.

Diese Angstauslöser sind so fest in unseren Hunden verankert, dass sie sogar noch greifen wenn mehrere Generationen nie negative Erfahrungen mit ihnen gemacht haben. Angst motiviert unsere Hunde ihr Verhalten der Situation, der Bedrohung anzupassen und somit zu überleben. Vor einem Bären (oder einem Wesen was vielleicht nur ähnlich aussieht) zu fliehen, weil man Angst hat, kann einem im Zweifel das Leben retten. Angst ist also überlebensnotwendig für Lebewesen.

Kann ich die Angst meines Hundes beeinflussen?

Wie stark der Hund auf einen Angstauslöser reagiert kann sehr unterschiedlich sein. Um eine Situation zu bewerten greift der Hund auf vererbtes und erlerntes Wissen zurück und reagiert entsprechend. Angst ist vererbbar. Schaut euch die Elterntiere von Welpen ganz genau an. Fragt wie sie auf laute Geräusche, fremde Menschen oder unbekannte Tiere reagieren.

Die ersten Wochen im Leben eines Welpen sind die Wichtigsten seines Lebens. Das Gehirn entwickelt sich und es werden lauter Verknüpfungen gebildet, die dem Welpen später ermöglichen schnell auf eine Situation zu reagieren. Umso mehr positive Erfahrungen er jetzt macht desto besser. Wichtig ist, dass er die auch schon im Beisein seiner Mutter und Geschwister macht, denn gerade die Mutter ist in den ersten Wochen das wichtigste Vorbild. Die Welpen orientieren sich an ihr und suchen Schutz wenn sie etwas als bedrohlich empfinden. Bleibt die Mutter dann gelassen, weil die Bedrohung keine Bedrohung ist, kommen auch die Welpen relativ schnell wieder zur Ruhe. Sollte die Bedrohung nochmal auftreten, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Angst bei den Welpen nicht mehr ganz so groß ist. Leider funktioniert das genauso gut anders rum.

Umso älter ein Hund wird und umso festgefahrener seine Verhaltensmuster sind desto schwieriger wird es sein Verhalten zu verändern. Trotzdem ist es möglich. Angst bei Hunden ist ein komplexes Thema. Solltest du einen Hund mit einem Angstproblem haben rate ich dir daran zu arbeiten. Die Aussage, Angst wird schlimmer wenn man ihr Beachtung schenkt, weil man den Hund bestätigt, ist völlig veraltet und falsch. Du solltest der Angst deines Hundes unbedingt Beachtung schenken, ihm signalisieren, dass er sicher bei dir ist und ihm zeigen wie er sich in der bedrohlichen Situation verhalten kann. Durch ignorieren, abstrafen oder extreme Konfrontationen wird die Angst immer schlimmer. Du kannst die Angst deines Hundes beeinflussen, zum positiven aber auch zum negativen.